Essen-Kettwig. .
„Um als Mountainbiker so richtig Spaß zu haben, muss man raus aus dem Ruhrgebiet.“ Da fährt Melanie Hundacker dann mal eben ins Sauerland oder gar ins Erzgebirge. Die 41-Jährige, die zwischen Duisburg und Dortmund Touren für Mountainbiker veranstaltet, kann nicht verstehen, „dass sich die Städte und Kommunen nicht um dieses enorme Potenzial kümmern“.
Ralf Schanze kann gleich mit beeindruckenden Zahlen nachlegen. „Allein in Essen gibt es 15 000 aktive und engagierte Mountainbiker. Im gesamten Ruhrgebiet sind es geschätzt 200 000, die diesen Sport betreiben.“ Schanze ist Mitglied der Gruppe MTB Kettwig und Sprecher der Deutschen Initiative Mountainbike (DIMB). „Wir sind eine starke Truppe ohne Lobby. Dabei haben wir auch großes wirtschaftliches Potenzial, denn Mountainbiker geben auch viel Geld für ihr Hobby aus.“
Doch mit geeigneten Strecken, so genannten Trails, sieht es schlecht aus. Gerd Bongers ist seit Jahren Mountainbiker und beim Regionalverband Ruhr für den Grundstücksverkehr zuständig. „Die illegalen Strecken in den Wäldern sind oft mangels Alternativen aus der Not geboren.“ Dabei solle man gerade den Kindern und Jugendlichen, die diesen Sport betreiben, „eine Spielwiese im Wald geben, damit Konflikte erst gar nicht entstehen“. Noch immer habe das Mountainbiking einen schlechten Ruf, so Bongers. „Natürlich gibt es auch schwarze Schafe, die sich bei der Begegnung mit Spaziergängern oder Reitern schlecht benehmen. Aber gerade der verantwortungsvolle Umgang mit den Menschen und der Natur ist uns wichtig.“
Ralf Schanze hat eine Ausbildung als Trail-Scout absolviert und führt Gruppen im In- und Ausland. „Wir sind alle Tourenbiker, und wenn ich höre, dass wir angeblich mit unseren Stollenreifen den Wald kaputt machen - darüber kann ich nur lachen.“ Das Salz in der Suppe für jeden Mountainbiker sind die schmalen Singletrails. Melanie Hundacker: „Und dieses Netz muss ausgebaut werden. Viele Spaziergänger, die uns begegnen, wissen aber auch nicht, dass wir alle festen Wege befahren dürfen. Wir können das komplette öffentlich zugängliche Wegenetz nutzen.“ Dabei hätten die Mountainbiker aber auch nichts gegen eigene Wege, so wie sie die Reiter haben. „Auch wir wären bereit, dafür eine Abgabe zu zahlen. Es müssten einfach nur mehr Trails angelegt werden.“ Und einen Biking-Park brauche das Ruhrgebiet unbedingt. „In den Alpen und auch im Sauerland hat man längst erkannt, dass die Mountainbiker die neuen Skifahrer sind - nur, dass sie die Natur weniger schädigen“, sagt Melanie Hundacker. Ihr großer Wunsch: „Ich möchte mit den Verantwortlichen auf Augenhöhe diskutierten.“ Mountainbiking gibt es seit Mitte der 1980er Jahre, und aus dem Trendsport ist ein vollwertiger Wirtschaftszweig geworden. „Es ist ein Lifestyle-Sport, den Menschen zwischen 8 und 75 Jahren betreiben“, sagt Ralf Schanze. „Und wir möchten gehört werden.“