Essen. Seit es die „Markttransparenzstelle“ gibt, geben sich immer mehr Essener die Antwort auf die Preisfrage an der Zapfsäule selbst. Seit Ende August melden auch die Essener Tankstellen ihre Preise in Echtzeit beim Bundeskartellamt, ein halbes Dutzend zugelassener Anbieter von Infodiensten reicht diese Preise weiter.

Wer hier jetzt nicht vorbeifährt, der weiß es einfach nicht besser: Sonntagnachmittag an der Steeler Straße, der Tank ist leer und das Portemonnaie gleich auch, denn 1,549 Euro für einen Liter Super-Benzin sind ein ziemlich stolzer Preis. Und der Frust umso größer für den, der drei Straßen weiter auf dem Preisschild erkennen muss, dass er hier für den gleichen Kraftstoff nur 1,449 Euro berappt hätte.

Bis zu zehn Cent Unterschied pro Liter, und morgens ein weit höherer Kurs als nachmittags oder gar am Abend – solche Preissprünge ließen die Autofahrer auch im Dschungel der Großstadt bislang stets achselzuckend zurück. Kann man nix machen.

"Daten binnen fünf Minuten im Netz"

Kann man doch: Seit Ende August melden auch die Essener Tankstellen ihre Preise in Echtzeit der neu eingerichteten „Markttransparenzstelle“ beim Bundeskartellamt, und die reicht die Daten an ein halbes Dutzend zugelassener Anbieter von Infodiensten weiter. So kann sich jeder im Internet oder sogar unterwegs per Smartphone mit minimalem Aufwand die Preise der Tankstellen in unmittelbarer Umgebung auf den großen oder kleinen Bildschirm holen: Immer mehr Essener machen davon Gebrauch.

Dabei zeigen die Dienste, dass keineswegs nur freie Tankstellen zu den günstigen Adressen gehören: Selbst unter den Tankstellen gleicher Marke finden sich bemerkenswerte Unterschiede. So gab es gestern Nachmittag mal Essener Aral-Sprit für 1,449 und mal für 1,489. Und geschummelt wird nicht, das jedenfalls ist die Erfahrung des Bundeskartellamts: „Die Daten müssen binnen fünf Minuten im Netz sein“, sagt ein Sprecher der Bonner Aufsichtsbehörde der NRZ, „das funktioniert auch“.

"Immer noch im Probebetrieb"

Auch beim ADAC, dem Zentralorgan einer gebeutelten Autofahrer-Gemeinde, zeigt man sich sehr zufrieden mit dem neu geschaffenen Überblick über das Marktagieren der Mineralölkonzerne: „Eine wunderbare Sache“, schwärmt Andreas Hölzel, Pressesprecher für den Bereich Verkehr, und ein wichtiges Instrument, um für Wettbewerb in einem wettbewerbsarmen Sektor zu sorgen. Der ADAC hat sich dabei selbst unter die Infodienst-Anbieter gemischt und verzeichnet nach anfänglichen technischen Kinderkrankheiten mittlerweile eine funktionierende Smartphone-APP, die schon mehr als 600.000 Mal heruntergeladen wurde – nicht eingerechnet die Abrufe am Heim-PC.

Die älteste Tankstelle

Die Tankstelle Caspar an der Gemarkenstraße.
Die Tankstelle Caspar an der Gemarkenstraße. © WAZ FotoPool
Die Tankstelle Caspar an der Gemarkenstraße.
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Die Tankstelle Caspar an der Gemarkenstraße.
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Die Tankstelle Caspar an der Gemarkenstraße.
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Die Tankstelle Caspar an der Gemarkenstraße.
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Die Tankstelle Caspar an der Gemarkenstraße.
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Die Tankstelle Caspar an der Gemarkenstraße.
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Doch bei aller Begeisterung: Dass die aktuelle Preisdelle bei Benzin und Diesel allein der neuen Transparenz geschuldet ist, mögen weder Kartellwächter noch ADAC behaupten: „Wir sind immer noch im Probebetrieb“, sagt Andreas Hölzel, „und um solche Rückschlüsse zu ziehen, müsste man den Markt erst noch etwas beobachten.“

Infodienste mit Preisbrecher-Alarm

Immerhin lässt sich jetzt mit spürbar weniger Aufwand, einfach nur durch ein paar Mausklicks ein bislang allenfalls gefühltes Preisschema erkennen: dass nämlich in der Nacht, wenn viele Tankstellen dicht sind, die Preise am höchsten steigen und es im Wochenverlauf vor allem auch am Montagmorgen bleiben. Dagegen sinken die Kurse tagsüber und erreichen im Schnitt am Donnerstag kurz vor 19 Uhr mit Abstand das günstigste Niveau.

Das mögen sich alle merken, die das Internet nicht anzapfen können. Den anderen können die Infodienste – manche mit Preisbrecher-Alarm, wenn’s besonders günstig wird – gute Dienste leisten. 1,549? Dass ging billiger gestern.

Hier gibt’s die aktuellen Sprit-Preise 

13.000 der rund 14.500 Tankstellen in Deutschland melden ihre Preise bereits, bis zum Start des Regelbetriebs am 1. Dezember sollen die übrigen folgen. Und hier gibt es die Sprit-Infos. Diese Dienste bieten diesen Service derzeit kostenlos an:

www.adac.de/tanken
www.clever-tanken.de
www.mehr-tanken.de
www.spritpreismonitor.de
www.spritgong.de
www.tanke-guenstig.de

Was die Bürger von den neuen Apps halten – eine kleine Umfrage

Dietmar Schulmeister (22): „Ich habe eine solche App aus Neugier heruntergeladen, aber keinen Sinn darin gesehen. Denn nicht alle Tankstellen nehmen bei den verschiedenen Plattformen teil und außerdem werden die Preise nicht regelmäßig aktualisiert.“

Christian Sauer (35): „Ich benutze keine App. Ich habe das zur Einführung einmal ausprobiert. Es waren aber nicht alle Tankstellen drin. Außerdem gehe ich dann tanken, wenn ich muss.“

Martin von der Gathen (30): „Ich nutze die App meist um zu erfahren, wo die nächste Tankstelle ist und nehme dann die günstigste, sofern diese in der Nähe ist. Aber ich hab’ das Glück, dass bei mir ums Eck eine freie Tankstelle ist, die eigentlich immer (im Gegensatz zu anderen) günstiger ist.“

Florian Banowski (28): „Ich hab’ die „mehr-tanken“-App. Wenn ich tanken muss, fahre ich zu mir bekannten Tankstellen. Denn zehn Kilometer durch die Stadt zu fahren für drei Cent Ersparnis, macht es nicht besser. Es sei denn, die Tanke liegt auf der Strecke.“

Arnd Rothkamp (35): „Ich nutze die ,TankenApp’ und hab mir darin den Preisalarm eingestellt. Wenn der Preis meiner Stamm-Tankstelle unter 1.509 fällt, werde ich benachrichtigt und gehe dann für gewöhnlich tanken!“

Martin Heimberg (27): „Ich kann mir gut vorstellen, dass solche Apps gut angenommen werden. Nicht verstehen kann ich die Autofahrer, die für einige Cents weniger kilometerweit fahren und dann noch anstehen, das ist wirtschaftlicher Unsinn.“