Essen. Viele ausländische Fachkräfte, die seit Jahren in Deutschland leben und arbeiten, leiden darunter, dass das Gastland Ausbildungsnachweise und Qualifikationen nicht anerkennt. Selbst anerkannte Spezialisten müssen sich dann als Gelegenheitsarbeiter verdingen. In Essen suchen sie jetzt nach Auswegen.

Sergej lebt seit zehn Jahren in Essen. In seiner Heimat hat der 40-Jährige als Werkstoffprüfer in einer großen Fabrik gearbeitet. Weil er keine in Deutschland anerkannten Ausbildungsnachweise und Qualifikationen hat, schlägt er sich mit Gelegenheitsjobs in der Gastronomie durch.

„Dem Arbeitsmarkt gehen viele Potenziale verloren, nur weil Menschen mit Migrationshintergrund das geforderte Papier fehlt“, sagt Heinz-Jürgen Guß, stellvertretender Geschäftsführer der IHK Essen. Das hat auch die Bundesregierung inzwischen erkannt: Seit April 2012 gibt es erstmals die Möglichkeit, die im Ausland erworbenen beruflichen Qualifikationen anerkennen zu lassen.

Infoveranstaltung

Für die 1. Infoveranstaltung in der Fatih Moschee am 8. 11. rührt Özcan Akbasli die Werbetrommel; nicht nur in der Moschee in Katernberg, sondern in allen acht islamischen Gotteshäusern der Stadt.

Ort der Veranstaltung: Fatih Moschee, Schalker Straße 23, Beginn: ab 14 Uhr.

„Das ist eine große Chance für uns“, sagt Guß, der gemeinsam mit Vertretern der EWG (Wirtschaftsförderungsgesellschaft), dem Jobcenter, der IKUA (Interkulturelle Unternehmer und Arbeiter e.V.) und der Arbeitsagentur jetzt eine „Arbeitsgruppe Qualifizierung International“ gegründet hat. „Zusammen suchen wir nach Wegen, wie wir Menschen mit ausländischen Berufsqualifikationen über diese neuen Perspektiven informieren können“, erläutert Bora Sahin, Vize-Chef der IKUA.

Viele von ihnen, so glauben die Akteure, haben sich frustriert zurückgezogen: Sie sind mit dem Wunsch nach Deutschland gekommen, in ihrem Beruf weiterzuarbeiten oder sich zu qualifizieren und scheiterten an den bürokratischen Hürden. „Wir Deutschen sind ja nicht gerade als Weltmeister in der Willkommenskultur bekannt“, sagt Klaus Kipper-Doktor von der EWG. Und so „liegt es jetzt an uns, Schwellenängste abzubauen und die neuen Wege aufzuzeigen“. Neben der Möglichkeit der Anerkennung bestehe auch die Chance der Nachqualifizierung. „Das wird unser Part sein: Wir zeigen den Weg auf und informieren über die finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten“, sagt Katrin Schöniger von der Agentur für Arbeit.

Gute persönliche Aussichten

Gewinnen will man die Teilnehmer durch die guten persönlichen Aussichten, die sich bei einer Nachqualifizierung, bzw. einem Anerkennungsverfahren ergeben: Dazu gehören ein leichterer Eintritt in den ersten Arbeitsmarkt, tarifliche Bezahlung und Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Konjunktur sei derzeit gut, die Nachfrage nach Fachkräften hoch, versichern die Teilnehmer der Arbeitsgruppe. Geplant sind vierteljährliche Informations-Tage, für die man jetzt auf Multiplikatoren angewiesen ist: Einer von ihnen ist Özcan Akbasli, Vorsitzender des Vereins Türkische Moschee Essen-Katernberg. Entsprechend findet dort die erste Info-Veranstaltung statt (siehe Info-Kasten).