Essen. . 150 Menschen haben am Samstag gegen die bei Rechtsextremen beliebte Boutique „Oseberg“ in der Nordcity protestiert. In der Innenstadt bleiben Zwischenfälle aus. Weitere Proteste vor dem Geschäft an der Viehofer Straße sollen folgen.

Als die Meldung kam, waren die Essener Antifa-Gruppen für den ersten Moment geschockt. Das umstrittene „Oseberg“, der rechtsradikal-orientierten Modeladen an der Viehofer Straße, hat seinen Mietvertrag bis 2019 verlängert. Samstag wurde deshalb mal wieder vor dem Laden demonstriert. Es blieb friedlich, als rund 150 Menschen vor Ort protestierten. Im Gegensatz zu früheren Jahren kam es in der dreiviertelstündigen Demonstration weder zu Konflikten mit der Polizei noch zu Provokationen von Rechten. Mit ihrer Demonstration wollten die antifaschistischen Gruppen aufklärerisch tätig sein. „Viel zu wenig Leute wissen, was sich hinter dem Laden verbirgt“, erklärt Stefan Sander von der Antifa Essen Z.

Als das „Oseberg“ im April 2009 an der Viehofer Straße eröffnete, war das antifaschistische Echo groß: Bis zu 500 Menschen gingen gegen den rechtsradikal-orientierten Modeladen auf die Straße. Danach nahmen die Proteste ab. Die Antifa-Gruppen wussten, dass der Mietvertrag im März 2014 auslaufen würde. Doch inzwischen wurde bekannt, dass die filialleitende Mediatex GmbH den Mietvertrag einseitig um fünf Jahre verlängern kann. „Oseberg“ bleibt deshalb bis 2019, wie der Vermieter dieser Zeitung bestätigte.

Antifa befürchtet "Verharmlosung"

„Auf den ersten Blick wirkt ‚Oseberg‘ wie ein normales Modegeschäft“, sagt Stefan Sander. Besonders seit die wegen wiederholter Farbattacken errichtete Barrikade von dem Laden entfernt wurde, drohe eine Verharmlosung des Ladens. „Aber wenn mehr Leute wüssten, dass hier ausschließlich Erkennungskleidung von Rechtsextremen verkauft wird, wäre unsere Stimme stärker“, so Sander.

Die bisherigen Maßnahmen gegen das Geschäft blieben erfolglos. Auch auf dem rechtlichen Weg scheiterten die Antifaschisten. Zuletzt bot das Bündnis „Essen stellt sich quer“ dem Vermieter auch an, den Mietvertrag erneut prüfen zu lassen.

Doch der lehnte laut Angaben der Demonstranten ab. „Wir waren von der Ablehnung irritiert“, erzählt Stefan Sander. Sonst habe sich der Vermieter immer offen für Aktionen gegen das „Oseberg“ gezeigt. Anfang 2010 scheiterte der 55-Jährige gar selbst mit einer Räumungsklage vor dem Landgericht. Damals warf er den Mietern vor, dass ihm der Hinweis auf den Verkauf der unter Neonazis und Rechtsextremen beliebten Modemarke „Thor Steinar“ wenige Minuten vor der Unterzeichnung des Mietvertrags untergeschoben worden sei. Die Klage scheiterte allerdings. So konnte „Oseberg“ das einzige Geschäft in NRW bleiben, das die umstrittene Neonazi-Marke vertreibt.

Die Antifa-Gruppen wollen indes nicht akzeptieren, dass das „Oseberg“ jetzt bis 2019 an der Viehofer Straße bleiben soll. „Mit uns keine weiteren fünf Jahre“, tönte es deshalb selbstbewusst aus der Menge. Mit Nachfolgedemonstrationen ist also zu rechnen.