Essen. . Der CDU-Kandidat Matthias Hauer gewann den Essener Süd-Wahlkreis (120) bei der Bundestagswahl mit hauchdünner Mehrheit. Petra Hinz (SPD) hatte das Nachsehen. Die SPD will aber nachzählen lassen.

Es war ein Herzschlagfinale, und es blieb spannend buchstäblich bis zur allerletzten Minute. Mal lag SPD-Bundestagsabgeordnete Petra Hinz vorne, mal ihr Herausforderer von der CDU, Matthias Hauer. Um 23.15 war es schließlich entschieden: Im traditionell hart umkämpfen Wahlkreis 120, der den Essener Süden und Teile des westlichen Stadtgebietes umfasst, entschied die hauchdünne Mehrheit von drei Stimmen zugunsten von Hauer: 39,5 Prozent für beide Kandiaten, 59.039 Stimmen für ihn, 59.036 für sie. 2009 lag Hinz noch mit 3700 Stimmen vorne. „Drei Stimmen sind drei Stimmen, aber es ist nachvollziehbar, dass wir nachzählen lassen werden“, so die unterlegene SPD-Kandidatin.

CDU in Feierlaune

Ansonsten in Essen bei den Wahlkreisen das Erwartbare: Dirk Heidenblut (SPD) holte den Norden locker mit 48 Prozent der Stimmen, Arno Klare hatte im Mülheimer-Borbecker Wahlkreis mit 45 Prozent ebenfalls keine Mühe.

In ungetrübter Feierlaune präsentierten sich an diesem Abend allein die Christdemokraten: Trotz des Zitterns um den Südwahlkreis war schon früh klar, dass Matthias Hauer mit Platz 30 auch über die Landesliste den Einzug ins Parlament schaffen würde. So loben die lokalen CDU-Vertreter am Wahlabend die klare Absage der Bundespartei, Zweitstimmen an die FDP abzugeben.

Zwar gibt es auch bei den Christdemokraten einen kurzen Schock, als feststeht, dass die Liberalen den Einzug in den Bundestag verpassen. Doch dann gilt, was Bürgermeister Franz-Josef Britz formuliert: „Gut, dass Angela Merkel dieses tolle Ergebnis erzielt hat. Dass wir über 40 Prozent erzielen – für die Ansage sind wir am Samstag auf der Kettwiger noch schräg angeguckt worden.“

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„Das hätte ich nicht für möglich gehalten“

Katzenjammer dagegen bei Essens FDP-Chef Ralf Witzel. „Das hätte ich nicht für möglich gehalten.“ Nahziel nun: Die Partei soweit zu motivieren, dass am 25. Mai bei der Kommunalwahl ein achtbares Ergebnis.

Für die SPD ist das Bundes-Ergebnis eine Enttäuschung. Parteivorsitzender Dieter Hilser: „Das Ergebnis gibt den Trend der letzten Wochen wieder. Am Ende hat uns eine Machtoption gefehlt. Rot-Grün wurde immer unwahrscheinlicher.“ Tröstlich findet Hilser das Abschneiden in Essen, wo die SPD stärkste Kraft bleibt. Das sei wichtig für die Kommunalwahl 2014

Bei den Grünen konnte auch ein Gläschen Bio-Sekt den Bundestagskandidaten Kai Gehring nicht trösten: „Dieses Ergebnis können wir uns nicht schöntrinken.“ Der Sozialwissenschaftler ist dank seines gutes Listenplatzes zwar im Bundestag vertreten, doch konnte das die langen Gesichter nicht aufhellen. „Gemessen an den Umfragen enttäuschend“, so Gehring. Elke Zeeb, Grünen-Kandidatin im Essener Norden, machte die Pädophilie-Debatte für das Ergebnis mitverantwortlich.