Essen. . Die SPD-Kandidatin im Südwahlkreis muss um jede Stimme zittern. Am Ende fehlen ganze drei. Grüne sind über ihr Ergebnis enttäuscht, die Linke feiert.

Noch am Morgen hat sie in Bäckereien Marmelade zum Frühstück verteilt. Süß oder sauer? Für Petra Hinz hat diese Bundestagswahl einen bitteren Beigeschmack.

Dass es knapp werden könnte für die 51-Jährige Sozialdemokratin mit dem dritten Einzug ins Berliner Parlament in Folge, das war zu erwarten gewesen. Aber so knapp? Es sollte eine noch nie dagewesene Zitterpartie werden.

Schon als um 18 Uhr in ARD und ZDF die erste Prognose über den Bildschirm flimmert, deutet sich an, was da auf die Essener SPD im Allgemeinen und im Besonderen im traditionell umkämpften Süd-Wahlkreis zukommen soll. Mit ungläubigem Staunen nehmen Essens SPD-Chef Dieter Hilser und seine engsten Parteifreunde, die sich in einen Nebenraum des Rathaustraktes zurückgezogen haben, das fulminante Abschneiden von Angela Merkels CDU zur Kenntnis.

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Deutschlandweiter Trend bestätigt sich

Als kurz darauf die ersten Ergebnisse aus den Stimmbezirken eingehen, wird schnell deutlich, dass der deutschlandweite Trend voll durchschlägt. FDP-Wähler haben diesmal ihr Kreuz bei CDU gemacht, deren Kandidat Matthias Hauer hat in vielen Stimmbezirken Boden gut gemacht. Auch Petra Hinz hat hier und dort zugelegt: 16 Stimmen in der Carl-Funke-Schule, 8 in St. Barbara in Byfang. . . Es geht um jede Stimme. Selten war dieser abgedroschene Wahlkampfslogan so wahr wie an diesem Abend,.

Während die Spannung im Kampf um den Südwahlkreis mit Händen zu greifen ist, gehen viele Wahlhelfer, die sich im großen Fraktionssaal zur Wahlparty eingefunden, deprimiert nach Hause. Pflichtschuldig bedankt sich Dieter Hilser für einen großartigen Wahlkampf. So recht zünden wollen seine Worte nicht.

Wahlkrimi in Essen

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„Die Wähler haben entschieden“

Im Südwahlkreis zieht CDU-Mann Matthiaus Hauer um 20.30 Uhr erstmals an Petra Hinz vorbei. Danach geht es zwischen beiden hin und her. Hauer führt, alles kommt auf den letzten Stimmbezirk an: die Herder-Schule in Frohnhausen, ihre Hochburg. 124 Stimmen muss Petra Hinz aufholen. Sie holt nur 121. „Die Wähler haben entschieden“, sagt sie professionell. Einen Plan B für ihre politische Zukunft hat ihre Partei nicht.

Prickelnden Bio-Sekt haben die Grünen kalt gestellt. Aber die Korken knallen heute abend nicht. Die zwei Dutzend Wahlhelfer und Parteigänger lassen die Köpfe hängen. „Dieses enttäuschende Ergebnis können wir uns nicht schön trinken“, frotzelt MdB Kai Gehring, als sie ihm zum Dank eine Flasche Sekt überreichen. Er ruft dazu auf, das enttäuschende Ergebnis „selbstkritisch zu analysieren“.

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Der einzige Moment, als bei den Grünen Jubel aufbrandet, ist der, als der K.O. der FDP vermeldet wird. In diesem Moment bricht auch Applaus im Biergarten des „Panoptikums“ aus. Dort steigt die Wahlparty der Linken - und die Stimmung ist ausgezeichnet. „Wir sind die drittstärkste Kraft im Bund“, frohlockt Direktkandidatin Janina Herff. Der Jubel über die Niederlage der FDP, sagt sie, sei „keine Schadenfreude, sondern gewählte Gerechtigkeit“.