Essen. Kritik an der Immendorff-Arbeit sorgt für Ärger bei Günter A. Steinmann: Seit der Einweihung 2003 sei nie ein schlechtes Wort über das Glasfenster gefallen . Messe-Chef Egon Galinnis hingegen sagt: „Das Fenster wollte eh nie einer haben.“

Auch diese „Energie“-Wende kam unvermittelt. Waren bei der Einweihung des gleichnamigen Kunstwerks von Jörg Immendorff 2003 noch alle Feuer und Flamme für die fast 19 Meter hohe Arbeit, von der Messe stolz als größtes Glaskunstwerk Europas beworben, scheint der heutige Messe-Chef Egon Galinnis nun eine Kehrtwende zu machen.

„Das Fenster wollte eh nie einer haben“, ließ sich Galinnis unlängst vernehmen und sorgte damit für einige Irritation: Ist das Kunstwerk, damals für geschätzt eine Million Mark als prestigeträchtige Zierde in Auftrag gegeben, der Messe nur noch überflüssiges Anhängsel, von den Linken gar als „albernes Tiffany-Bild“ denunziert?

„Mir hat noch niemand gesagt: ,Was soll denn der Quatsch?“

Günter A. Steinmann, der die Immendorff-Arbeit im Auftrag des damaligen Messe-Chefs Joachim Henneke vermittelt hat, zeigte sich gestern befremdet von Galinnis‘ Aussage. „Ich habe noch nie irgendeine Stimme gehört, die gesagt hätte: ,Was soll denn der Quatsch’“, ärgert sich Steinmann. Der 80-Jährige verhandelt seit Wochen mit der Messe Essen darüber, wohin das Werk verlagert werden könnte, wenn die Galeria tatsächlich abgerissen werden sollte, was nach jüngsten Aussagen des Messe-Chefs zuletzt wieder fraglich schien. Steinmann verweist dabei auf die Zusage der Messeleitung, dass das Immendorff-Werk entweder am alten Standort durch Stützen erhalten bleibt oder ein neuer Standort zur Norbertstraße gefunden werden soll. Beide Lösungen dürften nicht ganz billig zu haben sein. Doch die Verträge seien eindeutig. Andernfalls, so Steinmann, hätten die Anwälte das Wort.

Dabei kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die heute bei der Messe Verantwortlichen das Kunstwerk bei ihren Neubau-Plänen völlig vergessen hatten. Als sie im Mai ganz nebenbei den Abriss der erst zehn Jahre alten Galeria verkündeten, weil die der Neugestaltung der Messe im Weg stehe, wurde die Frage nach dem Glasfenster salopp beiseite geschoben: Das Glasbild werde man „an anderer Stelle wieder aufstellen“, verkündete Roland Weiss, der Baubevollmächtigte der Messe. Dem widersprach auch Galinnis nicht.

Tonne bleibt auf dem Kennedy-Platz

Mit der Frage, ob das überhaupt möglich ist, hatte sich im Vorfeld offenbar auch keiner beschäftigt. Dabei müsste man in Essen aus Erfahrungen mit der Spitzer-Spirale wissen, dass manche Kunstwerke unverrückbar sind. Die ungeliebte Tonne etwa bleibt auf dem Kennedyplatz – so hatte es sich Serge Spitzer zu Lebzeiten zusichern lassen.