Essen. Vom Ersatz des Filtersands bis zur Wärmepumpe für kommode Wassertemperaturen: Wenn’s saniert ist, macht das neue Dellwiger Freibad einen technischen Quantensprung.

Da wird’s endlich mal wieder richtig Sommer, und dann das: Kein Wasser in den Freibadbecken, sondern nur Dreck und Bauschutt, was Scherzkekse zum Beckenboden-Training verleiten könnte, würde da in „Hesse“ derzeit nicht mit schwerem Gerät hantiert. Immerhin, nachdem Funde des Umweltgiftes PCB den alten Sanierungsplan über den Haufen geworfen haben, liegen die Bauarbeiten für ein kleineres, aber feineres Freibad Dellwig am Rhein-Herne-Kanal nun voll im Zeit- und auch im Kostenplan. Und bei den Sport- und Bäderbetrieben ist man gar nicht so unfroh, alles in einem Rutsch bauen zu können.

Drei Bäder im (Um-)Bau, das schlaucht die Truppe, aber sei’s drum: Detlev Heine hat demnächst ein Sorgenkind weniger. Denn die Saison in „Hesse“, sie war für den Leiter des technischen Service bei den Sport- und Bäderbetrieben auch bei 30 Grad stets eine Zitterpartie. Hält die marode Technik das noch mal aus, diese eine Saison? Und was ist mit der nächsten? Und danach?

Jetzt frei von Umweltgift

Jetzt hat er die Chance, hier im letzten Freibad des Essener Nordens, einen Steinwurf vom Rhein-Herne-Kanal entfernt, alles neu zu machen: von der Wärmepumpe, die das Wasser aus dem Kanal zieht, bis zu Lüftung und Elektrotechnik, von den neuen Beckenköpfen aus Edelstahl bis zur Folie, die gesprungene Kacheln vergessen lässt, von der Wasseraufbereitung über die neue Chlorung mit Granulat bis zu den Filtern, die demnächst nicht mehr mit Sand das Wasser sauber spülen, sondern mit Glasperlen. Das spart nicht nur manche Sorgen um die Saison, sondern auch im nennenswerten Umfang Betriebskosten.

Viel ist von alledem gleichwohl noch nicht zu sehen. Immerhin, die blaue Chlorkautschukfarbe ist verschwunden und mit ihr das Umweltgift PCB. Ein Betonschneider hat die Beckenumrandung verkürzt, als wäre man mit einem scharfen Messer an die Wurst gegangen. Sieht wild aus, aber mit dem Abbruch ist man jetzt so gut wie durch.

"Nicht nur nach den Stoßzeiten ausrichten"

Demnächst beginnen die neuen Betonarbeiten, und deshalb zeigt sich Michael Kurtz, der Leiter der Sport- und Bäderbetriebe zuversichtlich: Wenn nicht noch was ganz Unvorhergesehenes passiert, „dann bleiben wir im Zeitplan – und wir kommen auch mit dem Budget aus“.

Das war nach dem PCB-Fund nicht unbedingt zu erwarten, aber was Beprobung und Entsorgung an Mehrkosten bescherten, ließ sich dadurch auffangen, dass die eigentlich auf zwei Sommer-Saisons aufgeteilten Bauarbeiten in „Hesse“ in das Jahr gepresst wurden. Das bedeutete zwar, den Freibadbetrieb für 2013 zu streichen, doch der, so Kurtz, wäre ohnehin ein bisschen heikel ausgefallen: Plansch-Betrieb auf einem Gelände, dessen Baustellen-Charakter man mühsam hätte verstecken müssen – „ehrlich gesagt sind wir froh, dass es jetzt so gekommen ist“.

Und so werden im Herbst noch beide Bauabschnitte grob fertig: das von 50 auf 25 Meter Länge verkleinerte Schwimmerbecken, samt nagelneuer Technik wie auch das ebenfalls deutlich geschrumpfte Nichtschwimmer-Becken. Ob man sich schon den Frust der Stammgäste ausgemalt hat? Kurtz bittet um Verständnis: „Man kann so ein Bad nicht nur nach den Stoßzeiten ausrichten.“

Eröffnung im Frühjahr 2014

Und immerhin besteht Hoffnung, dass es ein zusätzliches Kinderplanschbecken gibt. Im städtischen Budget von 2,5 Millionen Euro netto war das nicht zu machen, aber es gibt die alte Zusage eines Sponsors an den Betreiberverein RuWa Dellwig über eine sechsstellige Summe. Fließt das Geld, dann haben die ganz Kleinen ihren feuchtfröhlichen Spaß demnächst abseits des Nichtschwimmerbeckens. Die erforderlichen Zuleitungen und Filtertechnik werden auf jeden Fall verlegt, „das kann dann ohne großen Aufwand angeschlossen werden“, verspricht Detlev Heine.

So richtig nach Bad aussehen wird „Hesse“ wohl erst im Frühjahr, wenn die neue Beckenfolie im Schwimmer-Bereich ausgelegt wird. Heine setzt auf den späten Termin, weil die Folie sofort unter Wasser gesetzt werden muss, das kann man sich sparen, über den Winter. Das Nichtschwimmer-Areal wird nur gestrichen.

Das „neue“ Freibad Dellwig, das alle hier nur „Hesse“ nennen, öffnet dann vermutlich am 1. Mai 2014. Da sind’s dann noch drei Wochen bis zur Kommunalwahl.