Essen. . Bei der Emschergenossenschaft beklagen sich zurzeit vermehrt Bürger über den Gestank des Schmutzwasserlaufes. Der starke Schwefelgeruch an vielen Einmündungen und Nebenflüssen, etwa in Essen, wird durch den niedrigsten Wasserstand seit zehn Jahren verursacht – und durch die Menschen selbst.

Wenn der Gestank fauler Eier über dem Essener Norden oder über Oberhausen liegt, wissen Anwohner, wer da zum Himmel stinkt: Die Emscher müffelt schließlich seit über einem Jahrhundert. So intensiv wie dieser Tage war ihr "Duft" aber seit Jahren schon nicht mehr. In den sozialen Netzwerken ist eine zweite "Maggikalypse" zwar noch kein Thema. Dafür melden sich vermehrt irritierte Bürger bei der Emschergenossenschaft. Obendrein gibt es eine Erklärung für den extremen Schwefelwasserstoff-Geruch: So wenig Wasser wie aktuell führte die Emscher seit zehn Jahren nicht mehr.

Den Niedrigstand von 2,16 Meter hat die Emschergenossenschaft an drei Tagen im August am Unterlauf, am Pegel Oberhausen-Königstraße, gemessen. Sogar im Rekordsommer 2003 lag der Wasserstand mit 2,18 Meter höher. In den vergangenen 50 Jahren führte der als "Kloake des Ruhrgebietes" gedemütigte Schmutzwasserlauf nur dreimal weniger Wasser. "Und je weniger Wasser fließt, desto höher ist der stinkende Feststoffanteil", erklärt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft.

Auch Berne und Schwarzbach stinken

Neben den geringen Niederschlagsmengen in den vergangenen Wochen verursachen obendrein die Haushalte selbst dicke Luft: "Weil die Menschen mit Hilfe moderner Geräte und durch bewusstes Sparen immer weniger Wasser verbrauchen", so Abawi, "fließt auch durch die Kanäle weniger Wasser". Auch das hat eine höhere Abwasser-Konzentration in der Emscher zur Folge.

Was viele Essener nicht wissen: Zwei Drittel des Stadtgebietes entwässern in die Emscher. Das Schmutzwasser erreicht den Fluss über das Schwarzbach-System, zu dem auch Katernberger und Schurenbach gehören, sowie über die Berne und ihre Nebenflüsse Borbecker Mühlenbach und Stoppenberger Bach. Auch viele dieser Nebenarme, so Abawi, "stinken im Moment auch besonders". Über die Hinterlassenschaften der Essener dürften aber vor allem die Anwohner flussabwärts die Nase rümpfen – Bottroper und Oberhausener.

<blockquote class="twitter-tweet"><p><a href="https://twitter.com/DerWestenEssen">@DerWestenEssen</a> <a href="https://twitter.com/search?q=%23eieremscher&amp;src=hash">#eieremscher</a> holten, Oberhausen!!!</p>&mdash; Mrs. Koothrappali (@Mia_Culpa_) <a href="https://twitter.com/Mia_Culpa_/statuses/370869053218648064">August 23, 2013</a></blockquote>

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Den Vorschlag Betroffener, doch Wasser in die Emscher einzuleiten, um das stinkende Abwasser zu verdünnen, muss der Wasserwirtschaftsverband aber ablehnen. Abawi: "Das wäre ökologisch unsinnig, sauberes Wasser schmutzig zu machen, um es anschließend in der Kläranlagen wieder aufwendig zu reinigen." Wenn der unterirdische Abwasserkanal entlang der Emscher nach 2017 fertig ist, kann das Abwasser nicht mehr zum Himmel stinken.

Jetzt aber hat die Emschergenossenschaft für Anwohner eine Liste "seitlicher Hotspots" erstellt. An diesen Einmündungen zwischen Dortmund und Dinslaken riecht die Emscher derzeit besonders schlecht:

Wo die Emscher zwischen Dortmund und Dinslaken nach faulen Eiern stinkt 

Dortmund-Mengede: der Nettebach. Der Oberlauf der Emscher bis zur Kläranlage Dortmund-Deusen ist abwasserfrei und riecht nicht mehr.

In Castrop-Rauxel leiten der Herdicksbach und der Landwehrbach ihre Abwasserfracht in die Emscher ein.

In Recklinghausen fließt über den Suderwicher Bach und über den Hellbach das Schmutzwasser aus diesem Einzugsgebiet in die Emscher.

In Herne und Wanne-Eickel fließen Ostbach, Schmiedesbach und Hauptkanal Wanne in den Emscher-Fluss.

In Herten gehören Schellenbruchgraben und das Holzbach-System mit Backumer Bach und Resser Bach zu den Nebenarmen der Emscher, die ihre Schmutzwasserfracht in die Emscher tragen.

In Gelsenkirchen sind es der Sellmannsbach, der Lanferbach und das Schwarzbach-System. Über das Schwarzbach-System gelangen Abwässer aus Bochum-Wattenscheid, Essen und Gelsenkirchen in die Emscher.

In Bottrop mündet die Berne mit dem Abwasser aus Essen und Bottrop-Ebel in die Emscher. Zudem pumpt das Pumpwerk Lehmkuhle das Schmutzwasser aus dem unmittelbaren Einzugsgebiet nördlich der Emscher in diesem Bereich in den Fluss. Dieser Schwall fließt durch Oberhausen in Richtung Kläranlage Emschermündung. Zudem münden in Oberhausen noch der Läppkes Mühlenbach und der Handbach in die Emscher. (pw)