Essen. . Auslands-Stipendiaten an der Universität Duisburg-Essen besuchen in diesen Tagen Sommerkurse, um die deutsche Sprache, die Kultur und auch das deutsche Mediensystem kennenzulernen. Der Linguistik-ProfessorKarl-Dieter Bünting ist lange emeritiert, doch am Lehren hat er noch immer Freude.
Es stand in der Wochenend-Ausgabe der Zeitung – bald startet die Schule wieder, und Erstklässler heißen i-Dötzchen.
Warum werden Schulanfänger eigentlich i-Dötzchen genannt? Ein solches Wort lernt man in keinem Deutschkurs. Zehn Stipendiaten aus sieben verschiedenen Ländern sitzen in einem Seminarraum an der Uni Duisburg-Essen, in ihrer Heimat studieren sie Germanistik, und hier, in Essen, steht jetzt „Medien und Sprache“ auf dem Programm.
Auslandskontakt für das Fach Germanistik wichtig
Den Kurs leitet Karl-Dieter Bünting, emeritierter Linguistik-Professor der Hochschule, und für seine Lehrtätigkeit mit den Stipendiaten benutzt er auch die Zeitung.
Zurück zu i-Dötzchen: „So nannte man im Rheinland früher ein kleines Kind, das ,i’ haben die Erstklässer damals als ersten Buchstaben des Alphabets gelernt“, berichtet der Sprachwissenschaftler. Außerdem sei i-dötzchen einfach das rheinische Wort für den i- Punkt.
2004 wurde Bünting in den offiziellen Ruhestand verabschiedet. In seiner Zeit an der Universität Duisburg-Essen entstanden Kooperationen mit verschiedenen ausländischen Universitäten. Unter anderem mit Kairo, Warschau, Kaliningrad und Peking. „Mir war anfangs gar nicht bewusst, wie viel Auslandskontakt das Fach Germanistik bedeutet“, sagt Bünting heute. „Im Zuge der Jahre war ich immer öfter im Ausland, um Kontakte zu pflegen.“ Jedes Jahr gibt er ausländischen Studenten Sommerkurse.
Deutsch ist eine schwere Sprache
Einer der aktuellen Stipendiaten ist Alexey aus Russland. Schon in der Schule hat er mit Deutschlernen angefangen, die Sprache gefällt ihm. „Deutsch ist besonders für kultur- oder geschichtsinteressierte Menschen spannend“, findet der 21-Jährige. Viele seiner Freunde würden inzwischen sogar lieber Deutsch statt Englisch lernen. Trotzdem sei Deutsch eine schwere Sprache. Denn was bedeutet etwa das Wort „Geschwurbel“? „Vieles Gerede“, erklärt Bünting.
Die Studenten sollen in seinem Kurs auch einen Überblick über die Medienlandschaft in Deutschland bekommen. Wichtig: Die Tagesschau kommt um acht. Im Lokalteil einer Tageszeitung wird schon mal über den örtlichen Kaninchenzüchterverein geschrieben und Proporz ist, wenn eine Zeitung über Angela Merkel berichtet, dann muss auch Peer Steinbrück drinstehen. Es geht aber nicht nur um Klischees.
Beim Vorlesen von Texten plagen sich die Auslandsstipendiaten auch mit Zungenbrechern ab. Etwa Organtransplantation oder Zugangserschwerungsgesetz. Da hilft der Professor dann schonmal: „Lassen Sie mich das für Sie lesen - was für ein irres Wort“.