Essen. . Zum zweiten Mal lockt der Initiativkreis Ruhr 14 Elite-Studenten aus den USA ins Ruhrgebiet. Für viele ist das Stipendium die erste Arbeitserfahrung – und der Anstoß für Planänderungen.

Die Deutschen? Freundlich und lustig seien die. Und entspannter, vertrauensvoller als seine Landsleute. Was Michael Sha da so über seine Beobachtungen der vergangenen zwei Monate erzählt, passt so gar nicht ins Bild, das Amerikaner gerne von Deutschland zeichnen. Was dann auch den 20-Jährigen bei seinem ersten Ruhrgebiets-Besuch erstaunt: „In den USA hat man mir vorher gesagt, hier sei alles sehr ernst und streng. Ich weiß nicht, ob dass nur hier so ist, aber ich hab das anders erlebt.“

Acht Wochen hat Sha nun hier verbracht, als „Ruhr-Fellow“-Stipendiat, einem Projekt des Initiativkreis Ruhr und der drei Ruhrgebiets-Unis Dortmund, Bochum und Duisburg-Essen. Zum zweiten Mal lud dieser Kreis junge Elite-Studenten ins Ruhrgebiet ein, um Land, Leute und hiesige Unternehmen kennen zu lernen. 14 Amerikaner waren es dieses Jahr, die zunächst an der Bochumer Ruhr-Universität einen vierwöchigen Sprachkurs ablegten, um anschließend zum Praktikum in einen der zehn Partner-Betriebe in der Region zu wechseln.

ÖPNV beeindruckt Student aus den Staaten

Dafür pendelte Michael Sha vier Wochen lang von seiner Unterkunft in einem Bochumer Studentenwohnheim nach Essen. „Das Nahverkehrssystem ist super, viel effizienter und schneller als in den Staaten“, schwärmt Sha. Wo viele „Ruhris“ über den lokalen Bus- und Bahnverkehr meckern, staunt der Wirtschaft-Student der University of Pennsylvania (UPenn).

Es ist einer der „vielen positiven Eindrücke aus der Region“, die sich der Initiativkreis Ruhr für seine „Fellows“ wünscht. Denn die sollen „an ihren Heimat-Universitäten nicht nur Werbung für das Ruhrgebiet machen, sondern nach ihrem Abschluss in unsere Region zum Leben und Arbeiten zurückkehren“, beschreibt Initiativkreis-Geschäftsführer Jan-Peter Nissen.

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In zwei Jahren wird Sha an der „UPenn“ fertig sein, erste Arbeitserfahrung sammelte er gerade bei der Deutschen Bank in Essen. „Die Erfahrung, im Ausland erste Schritte in einem globalen Unternehmen gegangen zu sein, bringt mich definitiv weiter“, resümiert Sha eine Woche vor seinem Rückflug in die Staaten. „Durch die Kontakte und Erlebnisse hier, kann ich mir auf jeden Fall vorstellen, irgendwann zurück zu kommen.“

Grugapark, Philharmonie und Co. hinterlassen guten Eindruck

Ganz ähnliches erzählt der zweite Besucher von der University of Pennsylvania. Kasun Waidyaratne schwärmt am letzten Tag seines ersten Essen-Aufenthalts: Vom Grugapark, der Philharmonie oder dem Einkaufszentrum am Limbecker Platz. Vor allem aber von seinem Praktikum beim Essener Energie-Unternehmen Ista. Vertrauen habe man dort in ihn gehabt, ihm Freiheiten bei der Entwicklung eines eigenen Heizungsanlagen-Projekts.

Das Lob beruht auf Gegenseitigkeit. „Kasun hat für uns gewinnbringende Ergebnisse erzielt“, erklärt Nicole Schneider vom Ista-Personalmarketing. Der US-Praktikant sei ein gutes Beispiel, „wie solche Stipendien-Programme Türen öffnen “, meint Schneider. Zumal sich Ista ob des Fachkräftemangels künftig internationaler aufstellen wolle.

Gut möglich also, dass Waydiaratne den Grugapark schon bald wieder besuchen kann. Nächstes Jahr macht der 21-Jährige seinen Ingenieur-Abschluss. „Bislang habe ich meine Zukunft immer in den USA gesehen, aber die Bedingungen hier haben mich da nachdenklich gemacht. Jetzt ist alles möglich.“