Essen. . Slacklining ist ein moderner Seiltanz zwischen zwei Bäumen. Weil diese aber durch den Druck Schaden nehmen können, will Grün und Gruga nun Pfosten aufstellen. Viele Aktive wissen nicht, dass ihr Sport in Essen nicht erlaubt ist. Eine Notlösung ist auf dem Prüfstand.

Slacklining ist ein junger Sport, der von den Athleten höchste Konzentration verlangt und den Zuschauern Bewunderung abnötigt. Und an Zuschauern fehlt es den modernen Seiltänzern nicht, denn sie spannen ihre Bänder (eben die Slacklines) meist in Grünanlagen zwischen zwei Bäume. Viele wissen nicht, dass das in Essen nicht erlaubt ist. „Wir können Slacklinen in den Parkanlagen, einschließlich des Grugaparks, derzeit nicht freigeben“, teilt Martin Gülpen von Grün und Gruga mit.

Das Verbot mag überraschen, weil Slackliner in der Regel weder besonders laut sind noch durch die Rabatten jagen. Sie scheinen vielmehr eins mit sich und der Natur. Doch gerade um die Natur macht man sich beim städtischen Eigenbetrieb Sorge: „Es ist bekannt, dass es durch das Slacklinen zu Schäden an Bäumen kommen kann. Gefährdet ist das Kambium, die wichtige Wachstumszone des Baumes zwischen Rinde und Holz“, erklärt Gülpen, der die Schule Natur in der Gruga leitet. Werde das Kambium beschädigt, könne die Rinde absterben, was Pilzbefall und das Absterben von Wurzelpartien nach sich ziehe. Im schlimmsten Fall leide die Stand- und Bruchsicherheit.

Bäume noch nicht umfassend untersucht

Wissenschaftlich seien die Folgen für die Bäume noch nicht umfassend untersucht, räumt Gülpen ein. Doch gerade die preiswerteren Slackline-Sets seien nicht optimal ausgestattet. „Oft fehlen hier etwa Baumschutzmanschetten. Zudem sind Bedienungsanleitungen häufig unzureichend.“ Grün und Gruga werde die Entwicklung darum weiter beobachten und Slacklinen in Parks zumindest noch nicht als Ordnungswidrigkeit ahnden.

Seiltanz auf der schlaffen Leine

Slacklining (Slacken) ist eine relativ junge Trendsportart, die dem Seiltanzen ähnelt. Doch während Hochseilartisten auf Drahtseilen balancieren, sind Slackliner auf einem Schlauch- oder Gurtband tätig, das extrem dehnbar ist. Daher kommt der Name Slackline, was zu Deutsch etwa „schlaffe Leine“ bedeutet.

Weil das zwischen zwei Bäumen oder Stangen gespannte Seil so flexibel ist, stellt Slacklining sehr hohe Anforderungen an Balance, Konzentration und Koordination. Es eignet sich bestens als Zusatztraining für Sportarten, die ein gutes Gleichgewichtsgefühl voraussetzen. Erfunden wurde Slacklinen von den Kletterern.

Dass dürfte Slackliner wie Leonille Meier (Name geändert) freuen, die sich gern mit Freunden zum Balancieren im Stadtgarten trifft. „Von dem Verbot wusste ich nichts, aber der Baumschutz ist bei uns sowieso Thema.“ Die 21-jährige Studentin redet kundig über das Kambium und bestätigt Gülpens Einschätzung: „Was als Baumschutz verkauft wird, taugt oft nicht viel.“

Ein allgemeines Kletterverbot in Grünanlagen hält sie trotzdem für den falschen Weg, Slackliner seien meist umweltbewusst: „Ich wähle die Bäume genau aus und nehme schon mal eine extradicke Matte aus der Kletterhalle, um den Druck auf den Stamm zu vermindern.“ Gefahr drohe Bäumen eher, weil sich Slacklining gerade zum Modesport entwickle: „Da hängen manche zu unüberlegt ihre Gurte auf.“

Grün und Gruga hat womöglich eine gute Nachricht für alle Anhänger des Sports: Gerade prüfe man, ob man im Stadtgarten und im Grugapark jeweils eine Slackline-Anlage errichten könne. Stabile Pfosten in einem Abstand von fünf bis acht Metern könnten dann den Job der Bäume übernehmen.