Essen. . Aus dem Handelsregister gelöscht: Das Unternehmen Evonik Goldschmidt im Essener Ostviertel trägt nicht mehr den Namen der Gründerfamilie in der Firmenbezeichnung. Damit geht eine fast 125-jährige Tradition in Essen zu Ende. Der Konzern begründet dies mit strategischen Entscheidungen.
Ein traditionsreicher Essener Firmenname ist seit Anfang des Monats Geschichte: Der Evonik-Konzern hat sein Tochterunternehmen Evonik Goldschmidt mit der Evonik Degussa verschmolzen. Die Evonik Goldschmidt GmbH ist damit per 31. Juli aus dem Handelsregister gelöscht worden. Es sei eine strategische Entscheidung des Konzerns, seine Tochterunternehmen schrittweise unter einem Dach zu bündeln, sagt Sprecher Hans Kreul. Anschließend werde die Degussa in die Evonik Industries AG überführt.
Die Löschung des Namens Goldschmidt passiert ausgerechnet ein Jahr vor einem großen Jubiläum. Nächstes Jahr im Herbst will Evonik den 125. Geburtstag des Goldschmidt-Standortes in Essen feiern. 1889/1890 nämlich packten die Brüder Karl und Hans Goldschmidt in Berlin ihre Koffer und verlagerten ihre Chemiefabrik, die ihr Vater Theodor Goldschmidt 1847 gegründet hatte, ins Herz des Ruhrgebiets, nach Essen.
Goldschmidt gelang steiler Aufstieg in der 1920ern
Hier waren sie näher bei ihren Kunden. Karl Goldschmidt hatte ein lukratives Verfahren zur Entzinnung von Weißblech entwickelt. Zinn war selten und kostbar und auch der entzinnte Stahlschrott fand Abnehmer in der Eisen- und Stahlindustrie.
In der 1920er-Jahren erlebte Goldschmidt einen weiteren Aufstieg durch das Thermit-Verfahren, einer Technologie zur lückenlosen Verschweißung von Straßen- und Eisenbahnschienen, 1999 wurde dieser Bereich, weil er nicht mehr zum Kerngeschäft gehörte, verkauft. Denn der Schwerpunkt lag mittlerweile ganz auf der Spezialchemie. Schon in der 1920er-Jahren entwickelten die Goldschmidt-Brüder Emulgatoren, die unter anderem in der Kosmetikindustrie breiten Einsatz finden. Sie machen bis heute einen Großteil der Produktion an der Goldschmidtstraße aus. In den 1950er Jahren entwickelte sich zudem die Silikon-Chemie – bis heute zweites großes Standbein am Standort.
Familie stieg 2006 aus
1997 wurde das Familienunternehmen von der Viag übernommen, die später zusammen mit der Veba zur Degussa wurde. Die Familie Goldschmidt hielt noch bis zum Jahr 2006 Aktien an der Goldschmidt AG. Mit Gründung der Evonik 2007 wurde jedoch aus dem Unternehmen eine GmbH – das Ende der Familien-Ära Goldschmidt an der gleichnamigen Straße.
Doch auch, wenn jetzt noch der Name von der Bildfläche verschwunden ist, für viele Essener wird der Standort an der Goldschmidtstraße noch lange nur „Goldschmidt“ heißen.