Essen. . Petra Allef ist „Head of Research & Development bio based materials“ – mit gerade einmal 40 Jahren. Als Abteilungsleiterin ist die Diplom-Chemikerin bei Evonik Goldschmidt für 60 Mitarbeiter zuständig.

Petra Allef hat Durchsetzungsvermögen. Dass sie nach dem Abitur Chemie studieren wollte, war ihr früh klar – auch wenn sie sich gegen viele Widerstände durchsetzen musste:

Viele haben mir abgeraten, weil es eine Männerdomäne sei. Ich solle doch Lehrerin werden, das wäre besser für Frauen, hieß es.“ Allef ließ sich nicht beirren, meisterte das Studium und promovierte anschließend. Mittlerweile ist Dr. Petra Allef „Head of Research & Development bio based materials“ – mit gerade einmal 40 Jahren. Als Abteilungsleiterin ist die Diplom-Chemikerin bei Evonik Goldschmidt für 60 Mitarbeiter zuständig.

Karriereleiter im Eiltempo erklommen

Dass sie im Eiltempo die Karriereleiter erklimmen würde, war nicht vorgesehen: „Ich wollte immer eine interessante Aufgabe. Etwas zu bewegen ist mir wichtiger als die Position an sich.“ Doch mit jedem Aufstieg im Unternehmen wuchs nicht nur die Verantwortung, sondern auch der Handlungsspielraum – so ergaben sich immer mehr Möglichkeiten für Allef, selbst zu gestalten.

Dass Flexibilität unerlässlich ist, war ihr schon mit Abschluss des Studiums klar. „Ich bin in Montabaur geboren und habe dort Abitur gemacht. Im Westerwald gibt es aber kaum Jobs für Chemiker. Das war mir vor Studienbeginn bewusst.“ Dass sie an gewöhnlichen Bürotagen von 8 bis 19 Uhr arbeitet, regelmäßig internationale Kongresse und Konferenzen besucht, wirkt sich auch auf ihr Privatleben aus.

Die Wochenenden sind frei

Mit ihrem Freund, der in Bonn wohnt, hat sie unterdessen einen gemeinsamen Weg gefunden. Statt täglich Stunden auf der Autobahn zu verbringen, halten sich beide die Wochenenden frei und können so die Zeit stressfreier genießen. Allef hat auch andere Erfahrungen gemacht. Dass sie erfolgreicher war und mehr verdient hat, entwickelte sich in einer vorangegangenen Beziehung immer mehr zum Problem.

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Von DerWesten

Dass es auch im Arbeitsleben noch immer Männer gibt, die für Frauen in Führungspositionen wenig übrig haben, nimmt Allef locker. Dass ein Anrufer, der auch nach der dritten telefonischen Nachfrage nicht glauben konnte, dass sie als Frau die Forschungsabteilung leitet, kann Allef kaum ernst nehmen: „Ich schmunzele dann nur noch.“

Von der Einführung einer Frauenquote hält die Chemikerin dennoch nichts. Zwar begrüßt sie die Diskussion und die Einführung von Förderprogrammen für Frauen, befürchtet jedoch eine Stigmatisierung der Frauen, die von einer Quote profitieren würden nach dem Motto: Die wurde das ja gar nicht wegen ihrer Leistung...

„Ich glaube, dass wir die Quote nicht brauchen.“

„Ich glaube, dass wir die Quote nicht brauchen.“ Die Hoffnung, dass in den kommenden Jahren mehr und mehr Frauen an die Spitze gelangen, hat Allef vor allem mit Blick auf den Nachwuchs: „Ich habe bei einigen jungen Kolleginnen das Gefühl, dass sie das Profil und das Knowhow haben, künftig eine Führungsposition zu bekleiden.“

Auf ihem Weg dahin rät Allef, sich nie entmutigen und von Zweiflern nicht verunsichern zu lassen. „Junge Frauen sollten auf sich selbst vertrauen und den Mut haben, das zu machen, was sie gerne möchten.“ Gepaart mit der nötigen Hartnäckigkeit und eisernem Willen ist auch Allef ein Karrieresprung nach dem nächsten geglückt: „Man darf keine Angst vor Fehlern haben. Man braucht aber auch ein Gefühl für die Individuen im Team. Leistungen und Erfolge erreicht niemand alleine.“

Selbst in ihrer Freizeit treibt es Allef in vermeintlich männlich dominierte Reviere. Nachdem sie in mühsamer Kleinarbeit sogar ein Boot restauriert hat, baut sie zurzeit aus einem alten Gerüst zwei Esstische. Ihre berufliche Zukunft hält sie sich wie immer offen. Doch vielleicht zieht es Allef bald in ganz weite Ferne. Der asiatische Raum übt auf sie einen großen Reiz aus. Dass sie Grundkenntnisse der japanischen Sprache beherrscht, könnte dabei nützlich sein.

Frauen und Karriere

"Möglichkeiten, Familie und Karriere zu kombinieren, sind begrenzt. Wir brauchen Flexibilität in der Arbeitswelt." Evelyn Köster (33), Theaterwissenschaftlerin, Mitinhaberin „Tausendschön“-Floristik. Foto: Rainer Raffalski / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Für die berufliche Karriere muss eine Unmenge an Rahmenbedingungen stimmen. Bei mir hat das geklappt, weil die Familie mitgespielt hat." Anne Heck-Guthe (58), Waltroper Bürgermeisterin (SPD). Foto: Rainer Raffalski / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
"Die Selbstverständlichkeit, dass Frauen Karriere machen, ist immer noch nicht in allen Branchen gegeben." Gabriele Bültmann (50), Geschäftsführerin des Bildungszentrum des Handels. Foto: Reiner Kruse / WAZ Recklinghausen © WAZ
"Manche Strukturen sind nicht optimal für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Aber ob eine Frau Karriere macht, liegt auch an ihr." Maria Siegert-Terzaki (41), Gynäkologische Chefärztin.
"Eine Frau, die unbedingt Karriere machen will, kann das auch. Hat sie Kinder, ist sie aber stärker gefordert als Männer  in  dieser Situation." Uta Heinrich (59), Ex-Bürgermeisterin von Marl. Foto: Reiner Kruse © WAZ
"In den Jahren, in denen die Männer Karriere machen, bringen die Frauen ihre Kinder zur Welt." Eveline Brinkert (55), Unternehmerin aus Haltern, Europ. Unternehmensbotschafterin. Foto- WAZ: Reiner Kruse © WAZ
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