Essen.. Frauen in Führungspositionen sind auch in Essener Konzernen und der städtischen Verwaltung rar gesät. Die Stadt hat auf der Führungsebene gerade einmal zwei Damen. Gerade 21 Prozent weibliche Führungskräfte beschäftigt etwa Evonik Goldschmidt.

Sie sind schwer zu finden, die Frauen in FÜhrungspositionen. Der größte Arbeitgeber der Stadt, die Stadt Essen selbst, beschäftigt auf Führungsebene gerade einmal zwei Damen: Neben Bau- und Umweltdezernentin Simone Raskob gibt es in der städtischen Essen Marketing Gesellschaft mit Eva Sunderbrink eine Geschäftsführerin. Ansonsten ist die Stadtspitze männlich dominiert.

Dabei: Würde man davon ausgehen, dass Frauen sich konsequent in höhere Positionen vorarbeiten, hätte Essen eine Oberbürgermeisterin, gäbe es neben einer Kämmerin eine Stadtwerke-Chefin. Denn 54,02 Prozent der städtischen Angestellten sind weiblich. Doch sie haben gerade einmal 20 Prozent der Führungspositionen inne. Neben Raskob und Sunderbrink gibt es Abteilungsleiterinnen und weibliche Geschäftsbereichs-Vorstände. Die Top-Jobs – haben Männer.

Gleichstellungsbeauftragte wird in Bewerbungsphase einbezogen

Und das, obwohl die Stadt Essen Frauen fördern will. So wird die Gleichstellungsbeauftragte Gerda Kassner in alle Personal-Auswahlgespräche einbezogen. Doch häufig mangelt es schlicht an Bewerberinnen, die über die gleiche Qualifikation wie ihre männlichen Kollegen verfügen.

Hinzu kommt das „Karrierehemmnis“ Kind. Mit Nachdruck arbeitet die Stadt am Ausbau der Kinderbetreuung für Unter-Dreijährige. Maßnahmen, die ab hier greifen – doch für Bewerberinnen, die gern vor Jahren die Chefsessel gestürmt hätten, kommen sie zu spät. Zu wenig Kinderbetreuung, zu unflexibel waren lange die Modelle.

Mehr Bildungsaufsteigerinnen

Hören wir uns weiter um: 27 Kliniken und 20 Institute gibt es beim zweitgrößten Arbeitgeber der Stadt, dem Uni-Klinikum. Gerade zwei weibliche Klinikchefs (Kinderkliniken I und III) gibt es, die Institute befinden sich sämtlich unter männlicher Leitung. Womit sich ein weiterer Faktor zeigt, der historisch gewachsene, männliche Führungsanspruch. Der Mann arbeitete, die Frau hütete Haus und Kind. Zwar steigt nun neben der Quote der Abiturientinnen auch die der Hochschulabsolventinnen stetig – doch die Spitzenjobs sind langfristig, teils noch für Jahre und Jahrzehnte belegt, wie Uniklinikums-Sprecher Burkhard Büscher erklärt. Bis das Mehr an Uni-Absolventinnen auch in hochrangigen Jobs gipfelt, wird Zeit ins Land streichen.

Damen schaffen es selten bis in den Vorstand

Das Bild ist in allen Firmen, in denen wir anfragten ähnlich: 21 Prozent weibliche Führungskräfte beschäftigt die Evonik Goldschmidt. Keine der Damen sitzt im Vorstand, außertarifliche Gehälter gibt es dafür in Forschung und Entwicklung sowie der Aus- und Weiterbildung. Immerhin: Für ein Unternehmen der chemischen Industrie, eine bemerkenswert hohe Quote, wie Unternehmenssprecher Hans-Georg Kreul betont.

Die Frage, ob sich Unternehmen angesichts des demografischen Wandels den Ausschluss von Frauen aus Führungspositionen überhaupt noch leisten können, beantwortet indirekt unsere Anfrage bei ThyssenKrupp. Dort, so teilt Unternehmenssprecherin Martina Behrend mit, beteiligt man sich an der Initiative „Femtec“; diese hat das Ziel, besonders ambitionierte Studentinnen der technischen Studiengänge gezielt zu fördern und früh mit potenziellen Arbeitgebern bekannt zu machen.

Zahl technischer Studentinnen ist niedrig

Gerade in einem so technisch ausgerichteten Unternehmen wie ThyssenKrupp sei dies notwendig, da die Zahl der Studentinnen technischer Studiengänge niedrig liege. Der Frauenanteil in der Thyssen-Krupp-Führungsebene liegt bei sechs Prozent. Im Aufsichtsrat belegen Frauen drei von 20 Posten.

Immerhin 30 Prozent weiblicher Führungskräfte beschäftigt die Sparkasse – in Abteilungs- und Geschäftsstellenleiterfunktionen. Auf dieser Ebene übrigens gibt es auch Stellvertreterinnen. Wie viele es in den Sparkassenvorstand schafften? Keine.