Essen. Wie fühlt es sich eigentlich an, alt und gebrechlich zu sein? Diese Erfahrung machen jüngst einige Studentinnen der Erziehungswissenschaft der Uni Duisburg-Essen. Sie wurden in fünf Minuten mit einem „Age Explorer“, einem Altersanzug, rund 50 Jahre älter gemacht. Und konnten so das Leben als Senior nachempfinden.

Wie fühlt es sich eigentlich an, alt und gebrechlich zu sein? Diese Erfahrung machen jüngst einige Studentinnen der Erziehungswissenschaft der Uni Duisburg-Essen. Sie wurden in fünf Minuten mit einem „Age Explorer“, einem Altersanzug, rund 50 Jahre älter. Und mussten dann noch per Smartphone ihren Weg über den Uni-Campus suchen.

Schon etwas gebückt steht Janina in ihrem roten Anzug da, der auf den ersten Blick wie eine Arbeitsmontur aussieht. Die Träger der vier Kilo schweren Hose ziehen die Schultern nach vorne, auch die Weste trägt mit ihrem Gewicht von acht Kilo kaum zu einer aufrechten Körperhaltung bei.

Die Schwerhörigkeit simulieren

Jetzt fehlen noch die Kopfhörer, um die Schwerhörigkeit zu simulieren. Und der Helm mit dem gelb gefärbten Visier, durch das man nur sehr schwammig sieht, auch eine Folge des Alterns und der Sonneneinwirkung auf das menschliche Auge. Schon ist aus der 23-jährigen Studentin eine Dame mit den Gebrechen einer – und das kommt natürlich auf den Einzelfall an – 75-Jährigen geworden.

„Unsere Studentinnen werden in ihrem Berufsleben in der Erwachsenenbildung arbeiten und haben es dann auch mit der Altersgruppe der Senioren zu tun. Mit dem ,Age-Explorer’ sollen sie selbst empfinden, wie sich das Alter anfühlt“, erläutert Seminarleiterin Dr. Anja Johanning. Für ihr Medienprojekt „Senioren lernen mit neuen Medien“ hat sie beim Meyer-Hentschel Institut in Saarbrücken die Altersreise gebucht. Schon Mitte der 1990er Jahre hat man hier den Anzug „Age Explorer“ entwickelt.

Alles ist anstrengend

Und der schränkt richtig ein. Das stellt Studentin Janina Canovi ziemlich schnell fest. Bei den weiteren Tipps von Dr. Anja Johanning schaut sie schon genau auf den Mund der Seminarleiterin, um auch vernünftig zu verstehen. Noch schwieriger wird es beim Bewegen. Nur sehr langsam kann sie die Treppen von der zweiten Etage zum Campus hinuntersteigen. Klettverbände um Knie- und Armgelenke schränken sie zusätzlich ein.

Alles, was Janina zu tun bekommt, ist anstrengend. Das Smartphone, mit dem sie ihre Zielkoordinaten auf dem Campus herunterladen soll, kann sie mit den Handschuhen gar nicht richtig bedienen. Die Schrift, die sie auf den, auf dem Uni-Gelände verteilten, Hinweiszetteln dieser elektronischen Schnitzeljagd entziffern muss, ist viel zu klein. Und erst das Bücken und wieder aufrichten: „Das ist das Schwierigste“, sagt sie, als sie nach rund einer Viertelstunde endlich am Zielort angekommen ist.

„Wenn man etwas erledigen muss oder sich zurechtfinden, macht das unglaubliche Mühe. Ich kann gut verstehen, wie man darauf einfach keine Lust hat“, resümiert Janina, nachdem sie mit einiger Mühe den auch den letzten Zettel aufgehoben hat und ihn entziffert: „Ruh’ Dich aus“, steht darauf zu lesen. Sie kann den Anzug nun ablegen und weitergeben – ihre zukünftigen Klienten können das nicht.