Essen. Nach einem Einbruch bei den Existenzgründungen im vergangenen Jahr wollen dieses Jahr wieder mehr Essener den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Vor allem Frauen dominieren derzeit die Gründerszene. Besonders beliebt sind Gründungen im „Online-Handel“.
In der Stadt herrscht offenbar wieder Gründerstimmung. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) gab jetzt bekannt, dass in diesem Jahr die Zahl der Existenzgründungen steigt. Im vergangenen Jahr wagten nur wenige Essener den Schritt in die Selbstständigkeit. „Die Halbjahresbilanz lässt hoffen, dass die Talsohle durchschritten ist“, heißt es bei der IHK.
Das Startercenter der IHK, Anlaufstelle für Existenzgründer aus Essen, Mülheim und Oberhausen, zählte in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mehr Besucher, eine größere Nachfrage nach Infomaterial und mehr Teilnehmer an Veranstaltungen, die auf die Selbstständigkeit vorbereiten sollen, als im Vorjahreszeitraum.
Einbruch bei den Existenzgründungen
Nachdem die Agentur für Arbeit die Anforderungen für den Erhalt des sogenannten „Gründungszuschusses“ Ende 2011 grundlegend verändert hatte, kam es 2012 zu einem Einbruch bei der Zahl der Existenzgründungen. In Nordrhein-Westfalen sank die Zahl der geförderten Gründungen von 22.000 auf etwa 5500 – ein Rückgang von rund 80 Prozent. Auch in Essen nahm sie ab. Diese Entwicklung wurde offenbar zusätzlich durch die gute gesamtwirtschaftliche Lage verstärkt: Wenn die Lage am Arbeitsmarkt gut ist, wagen traditionell weniger Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit.
Besonders häufig sind es derzeit Frauen, die ihr eigener Chef werden wollen, sagt Marc Balke, bei der IHK für Existenzgründung und Unternehmensförderung zuständig. Mehr als die Hälfte aller 189 Beratungsgespräche zum „Gründungszuschuss“ bei der IHK seien in diesem Jahr mit Frauen geführt worden. „Diese Entwicklung zeichnet sich bereits seit einigen Jahren ab“, sagt Balke.
Online-Handel ist besonders beliebt
Besonders beliebt seien derzeit laut IHK Gründungen im „Online-Handel“, wohl auch, weil der Einstieg in diesen Wirtschaftsbereich vergleichsweise einfach ist: Die Ware wird auf Kommission gekauft, teure Ladenlokale sind nicht nötig. Dauerbrenner seien Unternehmensgründungen in jeglichen Dienstleistungsbranchen, etwa Beratung, Werbung oder Öffentlichkeitsarbeit.
Eine Anlaufstelle für Gründer in der Stadt ist traditionell auch das vor 17 Jahren gestartete „Triple Z“, das Zukunfts-Zenter Zollverein, an der Katernberger Straße. 90 Unternehmen verschiedener Branchen sind dort heimisch. Leiter Dirk Otto spricht von einer „konstant hohen Nachfrage“ nach Räumlichkeiten. Aktuell sei das „Triple Z“ zu 100 Prozent belegt. Das kann sich rasch ändern. Das Zentrum, sagt Otto, sei immer in Bewegung, die Mietverträge daher bewusst flexibel gestaltet. Hier herrscht offenbar immer Gründerstimmung.