Essen. . Arbeitslose Existenzgründer werden auf dem Weg in die Selbstständigkeit von Arbeitsagentur und Jobcenter gefördert. Dieses Modell ist laut Arbeitsagentur in Essen ein Erfolg. Dennoch droht eine drastische Kürzung der Förderungsmittel.

Sebastian Ludwig und Marco Schäfer haben es geschafft. Seit zwei Tagen stehen der Bühnenplastiker und der Kunstschmied mit ihrer „Manufaktur Ruhr“ auf eigenen Beinen. Im April war ihr staatlicher Zuschuss ausgelaufen, mit dem Arbeitslose gefördert werden, die sich selbstständig machen wollen. In Essen wurden 2010 knapp 1000 Unternehmensideen auf diese Weise realisiert, ein Sechstel aller Gewerbe, die im vergangenen Jahr angemeldet wurden. Jeder zehnte Gründer ist heute wieder arbeitslos.

Notgründer werden Unternehmer wie Ludwig und Schäfer genannt, weil sie sich aus einer Notlage heraus - der Arbeitslosigkeit - ein Geschäft aufbauen. Finanziell unterstützt werden sie von Arbeitsagentur und Jobcenter: Hartz-IV-Empfänger bekommen ein sogenanntes Einstiegsgeld, das 2010 89 Essener beantragt haben. Wer Arbeitslosengeld I bezieht, bekommt einen Gründungszuschuss. 899 Unternehmen wurden damit 2010 in Essen gegründet.

Mittel sollen gekürzt werden

91 Prozent dieser Gewerbe waren sechs Monate, nachdem die Förderung ausgelaufen war, noch am Markt. Knapp über ein Drittel gibt es bundesweit nach Angaben der Bundesagentur auch fünf Jahre später noch. „Die Förderungen sind hier in Essen ein großer Erfolg“, sagt Andrea Delmer von der Arbeitsagentur. Grund sei unter anderem die intensive Vorbereitung auf die Selbstständigkeit: Die Gründer müssen einen Geschäftsplan vorlegen, fachkundige Stellen wie etwa die IHK prüfen die Ideen, zudem gibt es Beratungsstunden.

Die Mittel dafür sollen drastisch herunter gefahren werden: Hat die Bundesregierung bisher rund 1,8 Milliarden Euro pro Jahr für Zuschuss und Einstiegsgeld ausgegeben, sollen es ab 2012 nur noch rund 400 Millionen Euro sein. 70 Prozent der Gründer hätten sich auch ohne Förderung selbstständig gemacht, heißt es in Berlin. Sebastian Ludwig bezweifelt das: „Ich hätte mir das eigene Unternehmen nicht leisten können“, sagt der zweifache Familienvater.

Mit dem Zuschuss ist nicht alles getan

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Er weiß aber auch, dass einige diesen Zuschuss ausnutzen. „Das Geld ist ja erst einmal da. Es ist aber nur eine Starthilfe. Für den Rest ist Kreativität gefragt.“ Wichtig war ihm der sechswöchige Kurs, an dem er nur mit finanzieller Unterstützung der Arbeitsagentur teilnehmen konnte. Dort wurde Ludwig nochmals auf die Selbstständigkeit vorbereitet. „Erst nach und nach habe ich verstanden, dass mit dem Zuschuss nicht alles getan ist, sondern man sich selbst einsetzen muss.“

Das machte er denn auch, erst allein, ab Juli 2010 mit Geschäftspartner Marco Schäfer: Das vergangene Jahr sei sehr erfolgreich gewesen, besonders wegen der Kulturhauptstadt, für die Ludwig an den Kabakov-Inseln gearbeitet hat. „2012 wollen wir uns personell erweitern.“ Eine Erfolgsgeschichte? „Wir sind auf einem sehr guten Weg.“