Essen. Die IG Metall mobilisiert den Widerstand: Sie hat die Beschäftigten der Essener BMW-Niederlassung für Samstag aufgerufen, zu protestieren. Denn seit einigen Wochen leben die Angestellten in einem tariflosen Zustand. Dennoch befürchtet die IG Metall, dass BMW nicht einlenken wird.
Die Beschäftigten der BMW-Niederlassung haben einen „dicken Hals“, wie Betriebsratschef Volker Schunck sagt. Seit einem Monat leben die 270 Mitarbeiter in einem tariflosen Zustand und sie fürchten, abgehängt zu werden. Am Samstag werden sie deshalb demonstrieren.
Ihr Protest folgt einem Aufruf der IG Metall. Er richtet sich nicht gegen den Arbeitgeber BMW, sondern den Landesverband des Kfz-Gewerbes NRW und die Kreishandwerkerschaft als Dach der örtlichen Kfz-Innung. Der Vorwurf: „Wir hängen in der Luft, haben keinen Tarifverhandlungspartner mehr“, so Schunck.
Tarifgemeinschaft der Kfz-Betriebe aufgelöst
Der Kern des Streits: Am 17. Juni brach die Tarifgemeinschaft mehrerer Kfz-Betriebe in NRW auseinander, die bis dato mit der IG Metall Tarifverträge ausgehandelt hatten. Zu dieser gehörte als einziger Essener Betrieb die BMW-Niederlassung.
Die IG Metall steht seither ohne Verhandlungspartner da, vermutet gar, dass die Auflösung der Tarifgemeinschaft kein Zufall war. Denn am gleichen Tag schloss der Landesverband erneut einen Tarifvertrag mit der Christlichen Gewerkschaft Metall ab. Die Konditionen darin sind schlechter als in den Tarifverträgen, die die IG Metall zuletzt in der Branche in anderen Ländern abgeschlossen hat. Knackpunkt scheint die Arbeitszeit: Die IG Metall will die 36,5 Stundenwoche festgeschrieben wissen, bei der Christlichen Gewerkschaft gelten 38 Stunden. Ein Punkt, warum viele Kfz-Betriebe wohl lieber den „christlichen Tarif“ haben wollen.
Haustarifvertrag mit BMW nicht in Sicht
Die IG Metall macht nun Druck; versucht die Felle zurückzuholen, die ihr wegzuschwimmen drohen. „Wir wollen erreichen, dass der Landesverband wieder mit uns einen Flächentarifvertrag abschließt“, fordert IG-Metall-Sekretär Alfons Rüther. Doch dort stehen die Zeichen nicht auf Einlenken. Für die Essener BMW-Mitarbeiter bliebe deshalb nur die Lösung eines Haustarifvertrags mit der IG Metall, wie ihn andere Kfz-Betriebe auch haben. Doch BMW möchte lieber „in der Fläche bleiben“, sagt Schunck. Verzwickter Fall.