Essen. . Reine Frauensache ist die amerikanische Sportart „Roller Derby“. In Essen rollen die „Devil dolls“ des Vereins „Ruhrpott Roller Girls“ bei den Partien durch die Eishalle am Westbahnhof. In knappen Hot Pants und mit Netzstrumpfhosen bekleidet drehen die Essenerinnen ihre Runden.

Sie heißen „Bella Knockarella“, „Bonnie Bazooka“, „Supergrobi“ oder „Hell ‘n Hematoma“ – und der Name der Roller Derby-Spielerinnen ist Programm. Zumindest wenn es darum geht, die Gegnerinnen bei der amerikanischen Rollschuh- und Kontakt-Sportart möglichst martialisch einzuschüchtern. Passend zu den Anspielungen auf Knockout, Bazooka oder höllisch schmerzhafte Hämatome heißt die Partie in der Eishalle am Westbahnhof diesmal „Midsommarschlacht“.

Aus dem schwedischen Malmö sind die Mädels der „Crime City Rollers“ angereist, um gegen Essens „Devil Dolls“ (Teufelspuppen) anzutreten. Was nach Zicken-Keilerei auf vier Rollen klingt, ist für die Damen ernster Sport nach festen Regeln. Durch witzige Werbe-Aktionen haben die Lokalmatadorinnen es geschafft, stetig mehr Besucher zu den Partien zu locken. So zerbrechen auf dem Veranstaltungsplakat eine Wikingerin und eine Teufelin etwa ein Knäckebrot.

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Überrunden der Gegnerinnen

„Lady noregrets“ alias Sonja wacht am Marketingstand über die Buttons, T-Shirts und Jutetaschen mit Vereinslogo. „Ruhrpott Roller Girls“ heißt der Dachverein für das teuflische Team. Die Haare hat sie knallrot gefärbt und wuschelig nach oben gegelt, etwas düster erscheint sie. Angst, sie oder eines der anderen Mädels anzusprechen, braucht man aber nicht zu haben. Der entsprechende „Look“ gehört zu den Roller Girls, auch wenn der Trainer lieber nur das Sportliche im Vordergrund sähe, erzählt sie. Wie eine Mischung aus amerikanischem Hillbilly der Elvis-Zeit, Emo, Punk, Gothic wirken die treuen Fans der Damen.

Roller Derby

Midsommar Schlacht mit den Devil Dolls.
Midsommar Schlacht mit den Devil Dolls. © WAZ FotoPool
Midsommar Schlacht mit den Devil Dolls.
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Midsommar Schlacht mit den Devil Dolls.
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Midsommar Schlacht mit den Devil Dolls.
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Das Gespräch landet aber wieder schnell beim Sport: „Man sammelt Punkte durch Überrunden“, erklärt Sonja und rät, beim Spiel gleich näher hinzuschauen. Die abschreckenden Namen, erklärt sie, könne sich jede Spielerin selber aussuchen. „Natürlich sagt das auch etwas über ihre Qualitäten aus“, antwortet sie auf Nachfrage. Nur sexistisch oder rassistisch sollten sie besser nicht sein. Und was kann beim Spiel schlimmstenfalls passieren? „Knieprellung, Handgelenkbruch, Stauchung, überfahrener Finger“, zählt Sonja ihre bisherigen Wehwehchen auf. Aua. Sitzen deswegen die meisten Zuschauer lieber hinter der Bande? Zumindest wirkt es so, denn die besten Plätze an der Bahn sind markiert: „Suicide Seats“ (Selbstmord-Sitze) warnt ein Schriftzug, hier gilt: „Zuschauen auf eigene Gefahr.“

Unübersichtlich zu Beginn

Von der Tribüne aus wirkt der Spielbeginn sehr unübersichtlich. Unter lautem Gejohle der Fans fahren die beiden Teams ein. Ein kräftiger Bursche macht Radau mit einer Kuhglocke. Die Ausführungen der Sprecherin am Mikro sind wegen der schlechten Tonanlage kaum zu verstehen. Pfiffe ertönen, es geht anscheinend los. In knappen Hot Pants und mit Netzstrumpfhosen bekleidet rollen die Essenerinnen ihre Runden.

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Mal wird die schwedische Gegnerin abgedrängt, oder die Blockerinnen bilden – ähnlich wie beim Rollschuh-Musical „Starlight Express“ – eine Menschenkette, um die Kontrahenten vom Punkten abzuhalten. Oder „Call of Booty“ setzt mal ihren Allerwertesten ein, um die Rivalin aus dem Oval zu schubsen. Mehrere Schiedsrichter in schwarz-weißem Dress komplettieren das rollende Tohuwabohu und verteilen Zeitstrafen wegen Fouls. Doch die anfängliche Unübersichtlichkeit weicht mit der Dauer des Spiels, zu sehr dominieren die „Devil dolls“. Am Ende siegen sie mit 201 zu 133.

„Man braucht schon drei, vier Spiele, bis man den Durchblick hat“, meint Vereinssprecherin Sara. Die Mädels klatschen sich alle bei der Ehrenrunde ab, selbst die Zuschauer strecken ihre Arme am Oval für einen Klaps auf die Handfläche. Dazu läuft Wolle Petrys Kultlied „Wir sind das Ruhrgebiet.“ Nationalspielerin Gwen von den „Devil Dolls“ kommt herüber gerollt. Verschwitzt, mit roten Backen und völlig aus der Puste zeigt sich die 30-jährige Kettwigerin: „Damit kein falscher Eindruck entsteht: Das ist keine Spaßveranstaltung, sondern Sport.“