Margarethenhöhe/Rüttenscheid.
Seit etwa einem Jahr trainieren die Devils Dolls, das erste Roller-Derby-Team des Ruhrgebiets, im Grugapark.
Zügig dreht eine Gruppe von Rollergirls auf der Rollschuhbahn im Grugapark ihre Runden. Plötzlich nähert sich „Blazin’ Foxy“ mit rasender Geschwindigkeit und versucht sich mühsam an den anderen Mädels vorzuschieben. Mit der Schulter wirft sie sich gegen „D.I.Die“, die das Gleichgewicht verliert und in voller Fahrt spektakulär zu Boden stürzt. Sofort rappelt sie sich wieder auf, rückt ihren Helm zurecht und nimmt die Verfolgung auf.
Rempeln, drängeln, schieben: Seit knapp einem Jahr fegen regelmäßig 15 junge Frauen in kurzen Röcken und Netzstrumpfhosen über die Rollschuhbahn und sorgen dabei oftmals für spektakuläre Stunts. „Roller Derby“ heißt die amerikanische Trendsportart für Frauen, die sich mittlerweile auch in Europa immer größerer Beliebtheit erfreut. Mit den „Devil Dolls“ hat sich nun auch in Essen das erste Roller-Derby-Team formiert.
„Es handelt sich dabei um eine Vollkontaktsportart. Deshalb müssen alle Spielerinnen mindestens 18 Jahre alt sein“, erklärt der Coach mit dem Namen „Chef Xecutioner“.
Das Spiel lässt sich leicht erklären: Roller Derby wird in zwei Halbzeiten (je 30 Minuten) gespielt. Zunächst starten zwei Teams bestehend aus je vier Blockerinnen - das sogenannte Pack. Hinter ihnen startet für jedes Team eine Jammerin, die ihre Gegenspieler überholen muss. Sie kann durch das Überrunden von Gegnern Punkte erzielen. Nach den zweiminütigen Jams folgen 30 Sekunden Pause.
„Es gibt aber auch Regeln, an die sich alle Spielerinnen halten müssen“, sagt der Trainer. „Schlagen und Beinchen stellen ist beispielsweise verboten.“ Der „Chef Xecutioner“ alias Jens Hötger wollte eigentlich Schiedsrichter werden. Als die amerikanische Trainerin der Devil Dolls wieder zurück in die USA ging, übernahm der Dortmunder kurzfristig das Team. „Eigentlich ist es eine reine Frauensportart“, sagt Jens. „Mitmachen kann aber jedes Mädel.“ Dabei spiele es keine Rolle welche Statur oder Körpergröße die Frauen haben. „Jeder kann etwas anderes gut“, ergänzt „D.I.Die“. „Der Sport ist sehr vielseitig. Da können wir jeden gebrauchen.“ Die Spielerinnen im Alter zwischen 19 und 35 Jahren kommen aus allen Teilen des Ruhrgebiets nach Essen, um gemeinsam zu trainieren. Insgesamt gibt es in Deutschland acht Roller- Derby-Mannschaften, die sich auch regelmäßig in Wettkämpfen messen.
Die Devil Dolls kamen aber nur zufällig nach Essen. „Gina Gasolina“, die im richtigen Leben Mandy heißt, suchte zusammen mit drei Freundinnen nach einem Platz zum Skaten. „Es war sehr schwer, einen Trainingsort zu finden, da Roller Derby hier noch recht unbekannt ist“, erzählt „Gina“. „Schließlich sind wir auf den REV Gruga aufmerksam geworden und trainieren seit dem Sommer 2009 hier im Park.“ Dabei fühlen sich die Devil Dolls richtig wohl in Essen. „Es ist zentral gelegen und für alle gut zu erreichen.“ „Außerdem sind hier alle genauso ehrlich und direkt wie wir“, ergänzt ihre Mitspielerin „Blazin’ Foxy“.
1935 erfunden
Roller Derby ist vor allem in Amerika sehr beliebt. Die Sportart wurde bereits im Jahr 1935 von Sportpromoter Leo A. Seltzer erfunden. „In den 1970er und 1980er Jahren verlor der Sport zunehmend an Aufmerksamkeit“, weiß der „Chef Xecutioner“. „In den letzten zehn Jahren erlebte der Sport aber ein Revival.“ Viele Spielerinnen gehen im Gegensatz zu den deutschen Teams mit ihren bürgerlichen Namen an den Start. „Früher wurden die Aktionen in den Wettkämpfen häufig abgesprochen, um es spektakulärer zu machen“, erklärt „D.I.Die“. „Heute verzichten die meisten Teilnehmerinnen auf Pseudonyme, da sie ihre Glaubwürdigkeit bewahren wollen.“
Um Verletzungen vorzubeugen, ist es Pflicht Helm, Zahnschutz und Gelenkschützer zu tragen. Blaue Flecken sind dennoch vorprogrammiert. „Schwere Verletzungen sind aber äußerst selten“, erzählt „D.I.Die“ alias Stefanie. Das kam bei den Devil Dolls noch nicht vor. „Im Vordergrund steht ja der Spaß. Man sollte nicht zu zimperlich sein, aber es ist nicht so ruppig, wie es aussieht.“