Essen. . Allein in NRW warten 3900 Patienten auf eine Organspende, bundesweit sind es rund 12.000. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Organtransplantationen an der Uniklinik Essen um 20 Prozent zurückgegangen. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft will am „Tag der Organspende“ (1. Juni) auf dem Essener Willy-Brandt-Platz um die Bereitschaft zur Organspende werben.

„Die Zahl der Organtransplantationen an der Uniklinik Essen ist verglichen mit dem Vorjahr um 20 Prozent eingebrochen“, sagt der ärztliche Direktor Professor Eckhard Nagel. Ein dramatischer Rückgang, der auf die Skandale an den Unikliniken Göttingen, München und Regensburg zurückzuführen ist. An diesen drei deutschen Zentren war 2012 an der Zuordnung von Spenderorganen manipuliert worden.

Die Leidtragenden sind die Patienten, die auf der Warteliste versterben, „denn die Not der Menschen, die auf ein Organ warten, wird ja nicht kleiner“, sagt Nagel. Dass im ersten Quartal 2013 in Essen dennoch bereits 48 Leber- und 25 Nierentransplantationen durchgeführt werden konnten, ist auch auf die wachsende Zahl von Lebendspenden zurückzuführen. Häufig spendeten nun angesichts der zunehmenden Not Eltern ein Organ bzw. Teile eines Organs für ein Kind.

Bürger sollen besser aufgeklärt werden

Doch diese Hilfen erreichen nur einen Bruchteil der rund 12.000 Menschen, die derzeit bundesweit auf ein Spenderorgan warten; allein in NRW sind 3900 Patienten auf den Wartelisten verzeichnet. Während man auf Herz, Lunge oder Leber in der Regel drei bis sieben Monate wartet, sind es bei Nieren fünf bis sieben Jahre. Womit sich jeder Spende-Rückgang empfindlich auswirkt; bundesweit kann nur jedem dritten Wartelistenpatienten geholfen werden.

Nagel, der der Bundes-Ethik-Kommission angehört, setzt sich für bessere Aufklärung der Bürger ein. „Wir müssen bei jedem einzelnen um Vertrauen werben.“ Nur so könne man dem Vertrauensverlust nach den Manipulationen entgegen wirken. Darüber hinaus plädiert Nagel dafür, das derzeit geltende finanzielle Anreizsystem für Transplantationszentren abzuschaffen; danach werden Boni gezahlt, die an die Anzahl durchgeführter Transplantationen geknüpft sind.

Hannelore Kraft wirbt am "Tag der Organspende"

An der Uniklinik Essen habe man die Unregelmäßigkeiten in Göttingen, München und Regensburg zum Anlass genommen, die internen Strukturen bei der Bewertung und Behandlung von Patienten auf den Wartelisten zu überprüfen, um Missbrauchsmöglichkeiten auszuschließen.

Darüber hinaus gibt es an der Essener Uniklinik, wie an den weiteren 46 deutschen Transplantationszentren, nun eine Transplantationskonferenz. Statt wie bislang zwei beraten nun in jedem Fall drei Mediziner über die Aufnahme eines Patienten auf die Warteliste sowie über die Führung der Liste nach Dringlichkeitsstufen.

Werben will auch NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft am „Tag der Organspende“ (1. Juni) auf dem Essener Willy-Brandt-Platz, um die Bereitschaft zur Organspende zu stärken.