Essen. . Viele Essener haben bisher gerne einen Bogen um Altendorf gemacht. Alte Häuser, leerstehende Geschäfte und ein hoher Migrantenanteil bestimmen das Bild des Stadtteils. Doch das könnte sich bald ändern, denn in Altendorf wird gerade kräftig investiert.

Arend Poppners Familie hat ein Haus in Altendorf. Der Großvater baute es Anfang der 1960er Jahre. Mittlerweile ist das graue Doppelhaus in der Markscheide, das sie jüngst geerbt haben, in die Jahre gekommen. Die Räume des Fotostudios im Laden unten sind leergezogen. Die grauen Gardinen zeugen davon, dass dies schon länger her sein muss. Viele der 19 Wohnungen stehen leer. Auf einem der Balkone im Hinterhof hat sich schon eine natürliche Balkonbegrünung in Form einer Birke breitgemacht.

Problematischer Stadtteil

Grundsätzlich ist es in diesen Zeiten von Vorteil, Immobilien zu besitzen. Doch in Altendorf? Die Probleme des Stadtteils sind bekannt: hoher Migrantenanteil, Drogenkriminalität, Billigshops und mit die höchsten Wohnungsleerstände in der Stadt. Auch Arend Poppner stand vor der Frage: Haus verkaufen oder sanieren?

Seit vielen Jahren schon versucht die Stadt den Imagewandel in Altendorf – auch städtebaulich. Vieles davon war lange nur auf Plänen zu sehen. Doch langsam entwickelt sich einiges: die Häuser der städtischen Tochter Allbau wachsen am Niederfeldsee, das Fachmarktzentrum an der Haedenkampstraße nimmt Gestalt an. Und da sind noch der neue Krupp-Park oder der Radweg auf der alten Trasse der Rheinischen Bahn. Er führt auch Essener durch den Stadtteil, die bislang einen Bogen darum gemacht haben.

Eindruck einer ordentlichen Wohngegend

Das zusammen genommen hat Arend Poppner letztlich überzeugt, an den Stadtteil zu glauben, wie er sagt. Seine Familie wird das Haus in der Markscheide nun sanieren, das Dach dämmen, neue Bäder und Balkone einbauen, die Fassade hell und freundlich streichen. Einige Eigentümer in der Straße haben dies auch schon getan und vermitteln so den Eindruck einer ordentlichen Wohngegend.

Aus Sicht der Stadt ist das einer der Schlüssel, den Wandel in Altendorf voranzutreiben. Denn sie weiß: Ohne die Hauseigentümer wird sie den Imagewandel nicht packen. 80 Prozent der Häuser in Altendorf sind in der Hand von Privatpersonen. Deshalb hat sie vor zehn Jahren auch für den Stadtteil ein Fassadenprogramm aufgelegt. Hauseigentümer können Geld dafür bekommen, wenn sie ihrem Haus einen neuen Anstrich geben. Doch ob man mit neuer Fassadenfarbe die Probleme des Stadtteils am Ende nur überpinselt?

„Eine Durchmischung“ der Bewohner-Struktur

Familie Poppner hofft, dass sich vor allem Studenten für die neuen Wohnungen in dem Haus interessieren könnten und so zu „einer Durchmischung“ der Bewohner-Struktur beitragen. Die Uninähe habe Potenzial. Einen sechsstelligen Betrag wollen sie investieren. „Wenn man vom wirtschaftlichen Standpunkt ausgehen würde, dürfte man nicht so viel machen“, sagt Arend Poppner. Denn klar ist auch: Das Mietniveau in Altendorf – im Mittel 5,25 Euro kalt – gehört zum unteren Drittel in der Stadt. So schnell wird sich das auch nicht ändern. Aber ein günstiges Mietniveau kann auch Potenzial bedeuten.