Essen. . Für eigene muslimische Friedhöfe sieht die Stadt Essen bislang keinen Bedarf. Doch sie will auf weiteren Friedhöfen muslimische Grabfelder einrichten. In Frage dafür kommen der Nordfriedhof in Altenessen, der Terrassenfriedhof in Schönebeck und der städtische Friedhof in Überruhr-Holthausen.
Essen ist für sie zur zweiten Heimat geworden, und immer mehr Muslime, die einst als Gastarbeiter kamen, wollen hier auch ihre letzte Ruhe finden. Die Stadt will diesem Wunsch gerne nachkommen und erwägt, auf weiteren Friedhöfen auch muslimische Grabfelder einzurichten. In Frage dafür kommen der Nordfriedhof in Altenessen, der Terrassenfriedhof in Schönebeck und der städtische Friedhof in Überruhr-Holthausen, sagt Hans-Joachim Hüser, Leiter der Friedhofsabteilung beim Eigenbetrieb „Grün und Gruga“. Voraussichtlich in der Juni-Sitzung will die Verwaltung dem zuständigen Fachausschuss des Stadtrates konkrete Vorschläge unterbreiten. Für eigene muslimische Friedhöfe, wie sie die Landesregierung ab 2014 in NRW zulassen will, sieht die Friedhofsverwaltung laut Hüser hingegen keinen Bedarf. Anderslautende Anfragen von muslimischen Vereinen gebe es nicht.
Das mag daran liegen, dass die Stadt schon 1972 auf dem Friedhof Am Hallo ein erstes muslimisches Grabfeld angelegt hat. 2800 Muslime fanden bislang auf dem Friedhof in Schonnebeck eine letzte Ruhestätte. Längst beerdigen dort Muslime aus ganz NRW ihre Angehörigen. Vor zwei Jahren hat die Stadt ein zweites Grabfeld angelegt. Dieses sei groß genug für noch mehrere tausend Gräber. Dennoch wolle die Stadt muslimischen Bürgern auch in anderen Stadtteilen ein solches „Angebot“ machen. „Auch im Sinne der Integration“ sagt Hüser.
Begräbniskultur
Dass auch wirtschaftliche Überlegungen dabei eine Rolle spielen könnten, verneint der Leiter der Friedhofsabteilung. Mit 120 muslimischen Begräbnissen im vergangenen Jahr sei der Anteil gemessen an 4600 Bestattungen insgesamt gering. Aber: 70 Prozent der christlichen Begräbnisse waren Urnenbestattungen, jede dritte davon war anonym. In der muslimischen Begräbniskultur gibt es hingegen keine Feuerbestattungen. Und: Während Angehörige ihre Verstorbenen bislang in der Regel in einem Reihengrab beerdigten, verzeichnet die Friedhofsverwaltung inzwischen bei Muslimen einen Trend zur teureren Wahlgrabstätte.
Wünsche der Familien, aber vielmehr noch die Vorschriften muslimischer Bestattungskultur stellen „Grün & Gruga“ bei der Suche nach Friedhöfen, auf denen sich ein entsprechendes Grabfeld anlegen ließe, vor Herausforderungen. Das Grabfeld darf nicht schon einmal belegt gewesen sein und jede einzelne Grabstätte muss so ausgerichtet werden, dass das Gesicht des Verstorbenen gen Mekka zeigt. Dass den Toten auf seinem letzten Weg mehr als 1000 Trauergäste begleiten könnten wie Am Hallo - auch dies gilt es zu berücksichtigen. So viele Friedhöfe, die in Frage kämen, bleiben dann gar nicht übrig.