Essen. . Ein Borbecker entdeckt Kettwig. Eine Kurzreportage im Rahmen der Aktion „Essen. Zu Gast in Deiner Stadt“.

Alles, was jenseits des Ruhrschnellwegs liegt, kennt der Städter aus dem Norden nur aus Erzählungen. Und wer aus dem Süden kommt, vom Land, weiß kaum, was der Norden zu bieten hat – vom Welterbe Zollverein einmal abgesehen. Es ist ein Klischee, das die Essener im Geiste trennt. Ei­nes, das es zu widerlegen gilt. So entschließe ich mich zum Kurzurlaub im unentdeckten Land: Der Städter entdeckt Kettwig – jenen Stadtteil, den sich die Ruhrstadt 1975 zuletzt einverleibte.

Mit Sack und Pack aufs Land

Mit meinem Wagen steuere ich von Borbeck aus mein erstes Ziel an – Schloss Hugenpoet, seit 1955 als Schlosshotel erste Adresse in Stadt und Land. Zuvor wohnten dort die Freiherren von Fürstenberg – jene Sippe, die einst im Schloss Borbeck residierte. „Doch weil dem Baron die Industrialisierung zu schaffen machte, er den Qualm und Gestank nicht ertragen und seinen gewohnten Lebensstil nicht weiter führen konnte“, weiß Gesa Brennecken, „zog er mit Sack und Pack aufs Land.“ Die Direkti­onsassistentin zeigt mir mein Zimmer und jeden Winkel im Gemäuer.

„Die Kapelle ist nicht geweiht, die Kamine stammen aus Schloss Horst in Gelsenkirchen“, erzählt sie. Da muss ich schmunzeln. Denn Horst grenzt an Altenessen, weit im Norden. Und beim Mobiliar hat nicht etwa der Fürst guten Geschmack bewiesen, sondern Petra Lübbert. Jeden Schrank und Teppich hat die Hotelchefin mit Bedacht ausgewählt.

Der Froschkönig

„Hugenpoet, das klingt romantisch“, sag’ ich. Diesen Zahn zieht mir Brennecken rasch: „Es bedeutet Krötenpfuhl, weil hier ein Sumpfgebiet war.“ Sie zeigt auf den Tümpel, dessen grünlich schimmernde Brühe die Residenz umschließt. Bevor ich mich auf mein Rad schwinge, um Kettwig zu entdecken, gibt sie mir den Rat: „Schauen Sie auf jeden Fall beim Froschkönig vorbei.“ Der warte an der Kirchtreppe auf mich. Ich bin neugierig.

Durch ein Waldgebiet geht es vorbei am Stausee über die Ruhrbrücke und die Ruhrstraße hinein in die historische Altstadt zum Tuchmacherplatz mit dem Weberbrunnen und zu den barocken Fachwerkhäusern am Fuß der Kirchtreppe. Dann sehe ich den „Froschkönig“, ein Café mit Wohnzimmer-Wohlfühl-Atmosphäre im ältesten Haus Kettwigs, einer früheren Schmiede. Geführt wird es von Anouschka Kroniger, einer echten Kettwigerin. Was sie mir empfiehlt? „Meine hausgemachten Waffeln mit Vanilleeis und Amarenakirschen. Wer die nicht gegessen hat, kennt Kettwig nicht.“ Recht hat sie. Doch nach diesem opulenten Mahl bin ich geschafft und müde. Es wird Zeit für den Rückweg. Aber ich werde wiederkommen. Versprochen.

Zehn Euro pro Stern, Person und Nacht – so lautet das bewährte Motto, das dieses Jahr zum dritten Mal gilt. Vom 31. Juli bis 4. August können alle Essener, ihre Freunde und Verwandten zu unschlagbar günstigen Konditionen samt vielen zusätzlichen Vergünstigungen als Gast die eigene Stadt ganz neu entdecken. Mehr Infos gibt’s auf: www.essen-zugast.de