Essen. . Immer mehr große Hotelketten entdecken Essen. Bereits Ende Juli eröffnete die B&B-Hotelkette in der Weststadt, ab Anfang 2012 nimmt die Kette “Motel One“ ihren Betrieb im Heroldhaus am Kennedyplatz auf. Rund 83 Prozent der Gäste sind Geschäftsleute.

Immer mehr große Hotelketten entdecken Essen. Bereits Ende Juli eröffnete die B&B-Hotelkette in der Weststadt, ab Anfang 2012 nimmt die Kette "Motel One" ihren Betrieb im Heroldhaus am Kennedyplatz auf. Rund 83 Prozent der Gäste sind Geschäftsleute.

Bereits Ende Juli eröffnete die B&B-Hotelkette in der Weststadt II ein neues Economy-Hotel. Seither werben Transparente für die günstige Unterbringung in einem der 105 Zimmer an der Helmut-Käutner-Straße. Ab 48 Euro ist ein Einzelzimmer zu haben, das Doppelzimmer schlägt mit 56 Euro zu Buche, Familienzimmer kosten 13 Euro mehr.

Eine Entwicklung, die angesichts der steigenden Übernachtungszahlen in der Stadt nicht überrascht. Ein Plus von 4,7 Prozent verzeichneten die Essener Hoteliers in den ersten sechs Monaten des Jahres; in den Nachbarkommunen fiel der Zuwachs mit 3,3 Prozent deutlich geringer aus. So planen auch andere Hotelketten den Zuzug – oder bauen bereits.

Bettenbelegung konstant gut

Im Heroldhaus am Kennedyplatz wird seit Monaten saniert. Denn ab Anfang 2012 will die Kette „Motel One“, die mit dem Slogan „viel Design für wenig Geld“ für sich wirbt, im dann kernsanierten ehemaligen Versicherungssitz ein Haus mit 202 Gästezimmern betreiben. Weitere Konkurrenz kündigt sich im ehemaligen Osram-Verwaltungssitz an.

In der seit Jahren leer stehenden Immobilie Ecke Krupp-/Friedrichstraße wird die Acom-Gruppe am 1. September mit Umbauarbeiten beginnen. „Essen hat bei der Bettenbelegung in den vergangenen Jahren einen konstant guten Verlauf gehabt“, sagt Acom-Projektleiter Ted Heinrich. Ebenso begründet die Motel One-Sprecherin Ursula Schelle-Müller die Standortentscheidung.

Gute Anbindungen

Diese dürfte umso leichter gefallen sein, als das Umfeld bei allen drei Immobilien stimmt. Eine gute Anbindung an Hauptbahnhof und Autobahn und somit auch den Düsseldorfer Flughafen ist gegeben – darüber hinaus lassen sich alle größeren Veranstaltungsorte der Stadt mit dem ÖPNV erreichen.

„Rund 83 Prozent der Hotelübernachtungen, das hat eine Umfrage unter den Hoteliers für das Jahr 2010 ergeben, sind Geschäftsreisende“, sagt der Chef der Essener Touristikzentrale Thomas Braun. Selbst während des Kulturhauptstadtjahres also war die Zahl der Städte- und Individualreisenden vergleichsweise gering. Und längst nicht alle Gäste, die zu Tagungen und Kongressen oder des Messegeschäfts wegen nach Essen reisten, suchten Komfort im Vier- oder Fünf-Sterne-Bereich. „Oft sind es ja auch Studenten, die nach Essen kommen, oder Angestellte, die auf Montage hier sind“, sagt Braun. Häuser im mittleren Preissegment also würden gesucht.

Hotels im mittleren Preissegment

Nachfragen, die der örtliche Markt bislang nicht immer abdecken konnte: „Wer hier nichts findet, geht in die umliegenden Städte. Was aber auch umgekehrt funktioniert. Wer zur Messe nach Düsseldorf reist und da im mittleren Preissegment kein Hotelzimmer findet, kommt eben nach Essen“, sagt Braun. Denn die gute Anbindung, sie funktioniere in beide Richtungen.

Ob die Konkurrenz der Ketten mit ihren günstigen Preisen zur Verdrängung kleiner Hotels führen wird, bleibt abzuwarten. „In der Regel guckt man auf große Häuser wie uns und sucht bei uns den Grund für Schließungen kleinerer Hotels. Dass aber viele kleine, inhabergeführte Hotels Nachwuchssorgen haben und keine Nachfolger finden, geht dabei häufig unter“, sagt Heinrich.

Positive Entwicklung am Markt

Auch Thomas Braun sieht die Entwicklung am Markt positiv. Dass kleine Hotels dem Zuzug der Ketten zum Opfer fallen, fürchtet er nicht. Längst hätten sich Hoteliers auf die Veränderungen am Markt eingestellt. Die einen modernisierten, wieder andere passten sich den Veränderungen im Tourismus an. „Nehmen wir die Wege zum Wasser. Touristen, die hierher kommen, radeln nicht selten entlang der Ruhr. Also haben einige Hoteliers z.B. für diese Gäste Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder eingerichtet.“ Die Nähe zum Flughafen, zur Autobahn sei für diese Gäste von untergeordneter Bedeutung. So dass diese kleineren Hotels in ihrer Nische durchaus wettbewerbsfähig seien.

Nachlassen wolle man in den Bemühungen, Touristen und Geschäftsreisende nach Essen zu holen nicht, sagt Braun. Zum einen trage natürlich der Messebetrieb zu den hohen Übernachtungszahlen bei, „aber auch der Tagungs- und Congressbetrieb ist entscheidend.“ Und eben die Ansiedlung dieser Veranstaltungen wolle man stärker fördern.