Essen. Am Donnerstag sollten Mädchen Männerdomänen kennen lernen und Jungen typisch weibliche Berufe. Im DRK-Seniorenzentrum in Rüttenscheid blieben die Frauen jedoch fast unter sich.

Im DRK Seniorenzentrum Rüttenscheid hatten sich die Mitarbeiter gut vorbereitet. Zum Boy’s Day am Donnerstag wollten sie gezielt Jungen für den Pflegeberuf begeistern. Das Programm sah eine Hausführung vor, die Schüler sollten mit den Bewohnern des Heimes Zeit verbringen, Mitarbeiter wollten Fragen zum Beruf beantworten. „Pflege hautnah“ sollte den Jungen geboten werden. Doch am Ende kamen fünf Mädchen – und ein Junge. Dabei ist der Boy’s Day eigentlich dafür gedacht, Jungen für eher typische Frauenberufe zu begeistern.

Im Pflegebereich auf die Jungs gebaut

Beim DRK konnte man die Enttäuschung über die geringe männliche Resonanz nicht verbergen. „Es ist nicht schlimm, dass mehr Mädchen da waren, aber wir hatten natürlich auf die Jungs gesetzt“, sagte DRK-Sprecherin Sonja Kochem. Gerade der Pflegebereich tut sich heute schon schwer, geeigneten Nachwuchs zu finden. Deshalb ist es für die Branche umso wichtiger, auch Männer für den Beruf zu begeistern.

Der DRK-Kreisverband hatte sein Angebot auf den Internetseiten der Stadt eingestellt. Sonja Kochem räumt ein, dass man sich darauf verlassen habe, dass die Stadt die Veranstaltung auch bewirbt. Aber die zuständige Koordinatorin, Angela Knieper sagt: „Das ist ein Informationsangebot für Schüler. Für die Veranstaltungen müssen die Unternehmen schon selbst trommeln.“

Girl's und Boy's Day seit zehn Jahren

Die Stadt sammelt die Angebote zum Boy’s Day und zum parallel laufenden Girl’s Day seit zehn Jahren. Die Aktionen richten sich vornehmlich an Schüler der achten Klasse. Sie sollen in Berufe schnuppern, die typischerweise nicht zu den Lieblingsberufen zählen. Beim Maschinenbauer Atlas Copco beispielsweise schauten sich am Donnerstag Mädchen das Berufsbild des Mechatronikers an. RWE warb bei den Schülerinnen für eine Ausbildung zur Elektronikerin für Betriebstechnik. Umgekehrt luden beispielsweise Kitas Jungs ein.

Dieses Jahr seien es deutlich mehr Unternehmen gewesen, die am Girl’s bzw. Boy’s Day teilgenommen haben, so Angela Knieper. Machten voriges Jahr 260 mit, waren es dieses Jahr 309. Aus Sicht des Essener Unternehmensverbandes (EUV) zeigt das, dass der Tag für die Firmen ein wichtiger Baustein ist, um sich die Fachkräfte von morgen zu sichern. „Mädchen entscheiden sich noch immer überproportional häufig für typisch weibliche Berufe oder Studienfächer“, sagte EUV-Hauptgeschäftsführer Ulrich Kanders.

Mehr als die Hälfte wähle aus nur zehn Ausbildungsberufen – am beliebtesten ist dabei die Kauffrau im Einzelhandel. Besonders im Metall- und Elektrobereich seien jedoch die Karrierechancen und die Verdienstaussichten deutlich besser als in typischen Mädchenberufen.