Essen. . Lob und Leckerchen gibt es für Seka mit den Füßen. Daran hat sich der Labradorwelpe schon gewöhnt. Er wird zu einem Assistenzhund für Susanne Fisch ausgebildet, die ohne Arme auf die Welt kam. Nach einem Zeitungsbericht der Redaktion zahlt der Pharmakonzern Grünenthal. Die Ausbildung kostet 23.000 Euro.

Seka ist da: Der Labradorwelpe wird Susanne Fisch später als Assistenzhund im Alltag helfen. Nach einem Bericht der Redaktion bezahlt der Pharmakonzern Grünenthal die Ausbildung des Vierbeiners.

„Plötzlich ging alles ganz schnell“, sagt Susanne Fisch immer noch überwältigt, während die kleine Labradorhündin auf ihren Schoß klettert. Die 52-Jährige bildet nun mit einer Trainerin ihren Assistenzhund aus. Seka heißt der schwarze Welpe, der ihr später Türen und Reißverschlüsse öffnen, Socken ausziehen und das Telefon angeben wird.

Für seine Contergan-geschädigte Besitzerin wird der Hund eine riesige Hilfe sein, denn Susanne Fisch kam ohne Arme auf die Welt und leidet in inzwischen am zunehmendem Verschleiß ihres Körpers.

Kosten der Ausbildung: 23.000 Euro

Bis Seka ein Assistenzhund sein wird, wird sie mindestens zwei Jahre alt sein und ihre Ausbildung rund 23.000 Euro gekostet haben, erklärt Trainerin Dagmar Tennhoff. Sponsoren für diese Kosten hatte Susanne Fisch lange gesucht. Sie schrieb an große Essener Firmen, bot an, Reklame auf ihr Auto oder das Hundegeschirr zu haften. „Ich wusste nicht mehr weiter.“ Als die Lokalredaktion dann beim Pharmakonzern Grünenthal (Hersteller des Schlafmittels Contergan) nachfragte, sagte der Hilfe zu.

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Susanne Fisch füllte den Fragebogen aus, schickte den Kostenvoranschlag los. Nur wenige Wochen später sah sie Seka zum ersten Mal, als der Welpe vier Wochen alt war. Der krabbelte gleich auf seine neue Besitzerin zu, legte sich auf ihre Füße und schlief. „Seka hat mich ausgesucht“, erzählt Susanne Fisch strahlend, die sehr tierlieb ist. Als Kind hatte sie Vögel, Hamster und einen Pudel. Lange Zeit ist sie geritten, lief leidenschaftlich gern Ski und Rollschuh, unternahm erste Schwimmversuche mit ihrem Vater in der Ruhr und wurde Leistungssportlerin. Doch im Laufe der Jahre setzte ihr Körper ihr Grenzen, weil die Belastung für die Füße, mit denen sie „alles macht außer Kochtöpfe heben“, extrem ist. Heute ist sie zeitweise auf den Rollstuhl angewiesen, wenn sie etwa einkaufen muss.

Einzug im Alter von sechs Monaten 

In die Geschäfte wird Seka sie als Assistenzhund später begleiten dürfen, erklärt Dagmar Tennhoff, bei der Seka derzeit noch lebt. Bei ihr lernt die Hündin zunächst wie jeder andere Welpe den Umgang mit Menschen und Artgenossen und auch stubenrein zu werden. Nachts aufzuspringen, um den Hund herauszulassen, das wäre für Susanne Fisch deutlich anstrengender. Mit sechs Monaten wird die Hündin zu ihr ziehen.

Sitz, Platz und Pfötchen geben üben die beiden bereits regelmäßig. Zu Hause gibt es mal ein Fußzeichen, wenn Seka ins Körbchen soll. Draußen lernt sie ausschließlich auf die Stimme zu hören. „Hier“, ruft die 52-Jährige und läuft rückwärts, spricht die Hündin an und motiviert sie, hinter ihr herzulaufen. „Für Seka ist das alles Spiel. Aber sie weiß schon genau, dass sie zu Susanne gehört“, erklärt Dagmar Tennhoff.

Spielerische Ausbildung zum Assistenzhund

Spielerisch werde auch die Ausbildung zum Assistenzhund bleiben. Wenn die beginnt, wird Seka ein Jahr alt sein. „Sie bringt eine riesige Gelassenheit mit“, erklärt die Trainerin die Eignung des Hundes. Seka ist ruhig und hat keine Angst. „Und sie liebt Füße“, sagt Susanne Fisch, an deren Zehen Seka gern mit ihren spitzen Milchzähnen knabbert.

Die Hündin hat schnell verstanden, dass sie von ihrer Halterin Lob und Zuwendung mit den Füßen erhält. Susanne Fisch klemmt sich Leckerchen zwischen die Zehen und krault Seka mit den Füßen. Bald wollen sie die früheren Arbeitskollegen im Gesundheitsamt besuchen, wo Susanne Fisch 25 Jahre als Bürokauffrau bei der Stadt gearbeitet hat. Bei ihrem Gesprächstherapeuten liegt bereits ein Hundedeckchen: „Alle drehen durch, seitdem sie von dem Hund wissen“, sagt die 52-Jährige lachend. Ihre Katze ist allerdings beim Anblick des Welpen noch skeptisch. Susanne Fisch hingegen wusste gleich, dass es zwischen ihr und Seka passt. „Verarbeiten werde ich das alles wohl erst, wenn Seka komplett bei mir ist“, sagt sie. „Erst dann werde ich das alles begreifen.“