Essen. . Die duale Ausbildung und Studienanbieter wie die FOM könnten die großen Gewinner der kommenden Abiturienten-Schwemme sein. Doch ganz so einfach ist es nicht.
An Schulen in Essen und anderswo brüten sie derzeit in großer Zahl über ihren Abiturklausuren. Viel ist schon gesagt worden über diesen doppelten Abschlussjahrgang, der unter besonderen Voraussetzungen an die Unis und auf den Ausbildungsmarkt strömt – nämlich mit so viel Konkurrenz, wie sie es davor nicht gab und auch danach nicht wieder geben wird. Doch während die Universitäten tatsächlich mit einer erheblichen Übernachfrage rechnen und sich mit strengen Zulassungsbeschränkungen wappnen, hält sich das Interesse an Alternativen – etwa einer dualen Ausbildung mit Lehre im Betrieb und begleitendem Studium – offenbar in Grenzen.
Das spürt man zum Beispiel an der Fachhochschule für Oekonomie und Management (FOM), die – so müsste man meinen – vom doppelten Abiturjahrgang und den begrenzten Kapazitäten der staatlichen Universitäten eigentlich profitieren müsste. Doch das ist nur bedingt der Fall, sagt Rektor Burghard Hermeier. „Wir bekommen nicht eine ganz so große Welle ab wie die Unis, es gibt einen gewissen Engpass.“ Dieser Engpass besteht darin, dass man für die duale Ausbildung eben auch einen Ausbildungsbetrieb braucht, und da hapert es wohl.
Kombination von Studium und Ausbildung
Dabei hatten Handwerksvertreter und Industrie- und Handelskammer (IHK) bei ihren Mitgliedern gebetsmühlenartig dafür geworben, jungen Leuten die Möglichkeit des Studiums neben der Ausbildung anzubieten, um auch für Abiturienten attraktiv zu sein und von der kommenden Schwemme zu profitieren. Auf Seiten der Firmen habe sich in dieser Hinsicht durchaus etwas bewegt, sagt FOM-Kanzler Harald Beschorner. „Die Bereitschaft wächst – auch aus der Not heraus. Die Unternehmen merken, dass sie sonst keine Abiturienten bekommen.“
Die Jugendlichen wiederum seien zwar durchaus offen für die duale Ausbildung. Anscheinend fehlt es aber an Mut und Bestimmtheit, mit dem Wunsch nach einem parallelen Studium an einen Ausbildungsbetrieb heranzutreten. „Fragen Sie den Mittelstand!“, rät Beschorner. Während große Unternehmen, die die duale Ausbildung inzwischen standardmäßig anbieten, ihre neuen Auszubildenden schon längst beisammen hätten, gebe es dort noch Kapazitäten, selbst für das kommende Lehrjahr.
Mittelständler GFOS sucht noch
Stimmt, sagt Miriam Czepluch-Staats vom Software-Entwickler GFOS. Man sei ständig auf der Suche nach guten jungen Leuten und nehme auch für einen Ausbildungsstart diesen Sommer noch Bewerbungen entgegen. Neun Auszubildende hat GFOS vergangenes Jahr eingestellt, wie viele es diesmal sein werden, weiß man noch nicht. Es komme auf die Bewerber an. Neben der Ausbildung studieren zu dürfen – dazu müsse man bei dem international agierenden Mittelständler niemanden überreden, die Geschäftsführung unterstütze diese Form des Einstiegs ausdrücklich. Trotzdem ist die Bewerberlage im Jahr des Doppel-Abiturs „so wie immer“, sagt Czepluch-Staats. Ihres Eindrucks nach sei einer der wesentlichen Gründe mangelnde Information. Bei Schulbesuchen bekomme man immer wieder zu hören, dass vielen Jugendlichen in der Oberstufe das Modell kaum ein Begriff sei. „Duale Ausbildung? Nie gehört.“
Info: Erstmals auch ein Vollzeitstudium im Programm
Neben dem berufsbegleitenden Studium bietet die FOM ab dem kommenden Wintersemester in Essen erstmals auch ein Vollzeit-Studium an. Über die Schwester-Einrichtung „Eufom“ in Luxemburg können Interessierte „European Management“ und „European Business & Psychology“ studieren. Das Ganze hat allerdings seinen Preis: Knapp 20.000 Euro kostet das siebensemestrige Studium. Rektor Hermeier argumentiert, ein inhaltlich vergleichbares Studiengebot finde man sonst nur in Metropolen – mit den entsprechenden Lebenshaltungskosten. Die FOM mit Sitz in Essen und weiteren Lernzentren in ganz Deutschland hat derzeit 21.000 Studenten, davon mehr als 2.000 in Essen.