Essen. Anwohner und Geschäftsleute des Nordviertels treffen sich und diskutieren über die Zukunftihres Quartiers. Einkaufsmöglichkeiten und Sicherheit sind Themen.

Wie sich die Zeiten ändern: Vor ein paar Jahren noch war das Nordviertel Niemandsland: Schmuddelig, unbelebt und unsicher, verirrten sich nur wenige Essener in den unteren Teil der Viehofer Straße. Heute sitzen Anwohner und Geschäftsleute im GOP zusammen, um beim gemeinsamen Erbsensüppchen über die Zukunftsmöglichkeiten ihres Quartiers zu diskutieren. Allen voran die „Lokalfieber“- Macher Wolfgang Nötzold und Annette Allkämper. Seit knapp einem Jahr wohnen sie im Generationenkult-Haus an der Viehofer und sind bereits glühende Anhänger des für sie „spannendsten Viertels in Essen“.

Für ihr kostenloses Info-Heft haben sie die Straßen rund um die Kreuzeskirche und den Kopstadtplatz durchstreift, immer auf der Suche nach neuen Gewerbetreibenden und zündenden Ideen. „Afrikaner, Araber, Chinesen, Koreaner und ein Biomarkt“, zählt Annette Allkämper nur einen Bruchteil der Lebensmittelhändler auf, die sich in der nördlichen Innenstadt niedergelassen haben. „Mir fehlt immer noch ein naher Bäcker und ich vermisse den Markt auf dem Weberplatz“, wirft Marga Weindorf, ebenfalls Bewohnerin des Geku-Hauses, ein. Die 75-Jährige ist hier aufgewachsen, durchstreift „inzwischen ohne Angst die Straßen. Auch nachts.“

"Wir fühlen uns total wohl hier"

Das Ehepaar Lipski hört aufmerksam zu. Gerade erst haben sie ihr Haus im Grünen verkauft, um in der neuen Mitte eine schicke Mietwohnung zu beziehen. „Wir fühlen uns total wohl hier, haben den Schritt noch nicht bereut“, sagen sie und schwärmen von ihrer Balkonaussicht: „Wir haben das ganze Viertel im Blick.“

Natürlich gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten, muss die Attraktivität gesteigert und mehr Urbanität erzeugt werden. Davon sind alle, die hier zusammensitzen, überzeugt. „Aber wir bewegen uns“, sagt Matthias Peiniger, „und das ist das Wichtigste.“ Seit 16 Jahren im Nordviertel aktiv, schaut der GOP-Geschäftsführer und Gastgeber des heutigen Abends zufrieden auf die Gruppen, die sich intensiv unterhalten. Langsam wächst ein „Wir-Gefühl“, auch das ist Absicht des Treffens, das bereits zum dritten Mal die Menschen des Viertels zusammenbringt.

Dunkle Vergangenheit

Ka Wai Ho gehört zu den jungen Kreativen, die seit geraumer Zeit das Nordviertel für sich entdecken. Seine Eltern betrieben hier vor vielen Jahren ein Chinarestaurant, jetzt ist der in Hongkong geborene Chinese nur ein paar Schritte entfernt aktiv: Gemeinsam mit drei Kommunikationsexperten betreibt er ein Kreativ-Netzwerk am Kopstadtplatz.

„Die Gegend kenne ich wie meine Westentasche“, sagt er und erzählt freimütig von der dunklen Vergangenheit des Quartiers. Aber auch von dem Wandel, den er seit geraumer Zeit begleitet: „Ich hoffe nur, dass es hier nicht zu schick und damit zu teuer wird.“