Essen.
Kulturdezernent Andreas Bomheuer will die Entwicklung in der Nord-City zum Kreativquartier vorantreiben. Noch mehr Kunstschaffende sollen sich dort ansiedlen, weil dort Ersatz für Ateliers entstehen soll, die die Immobilienwirtschaft aufgeben will, etwa die Ateliers am Bückmannshof.
Erstmals haben sich im Atelierhaus an der Schützenbahn Immobilienbesitzer, Künstler, Unternehmer und andere Akteure des Quartiers getroffen, um sich gemeinsam für mehr Leben und Aufenthaltsqualität einzusetzen. Das Viertel atmet Aufbruchstimmung.
Wiesemann ein "Glücksfall"
Womit das Comeback des schon verloren geglaubten Viertels zwischen Berliner und Viehofer Platz, Schützenbahn, Hindenburgstraße und Kopstadtplatz begann? Vielleicht 2006 mit dem Plan der Interessen- und Standortgemeinschaft (ISG), die damals noch nicht so hieß, und ihrem Plan, sich als Szene-Viertel neu aufzustellen.
Vielleicht mit dem Auftritt von Reinhard Wiesemann, dem unermüdlichen Ausprobierer neuer Lebens-, Arbeits- und Veranstaltungsformen, der erst das Unperfekthaus hinstellte, dann das Generationenkulthaus an der Viehofer und zuletzt die alternative Messehalle an der Rottstraße. „Wiesemann ist ein Glücksfall für das Quartier“, sagen einstimmig ISG-Sprecher Andreas Hausner, Kulturdezernent Bomheuer und Wirtschaftsförderer Jochen Fricke.
RTL-Studio wird zum Kunsthaus
Noch ein Glücksfall war die Entwicklung der Grünen Mitte, mit der endgültig der Riegel zwischen Uni und Stadt geknackt worden ist. Die Studenten haben die günstigen Mieten entlang der Viehofer gerne angenommen: „Bei mir wohnen inzwischen zu 40 Prozent Studenten“, sagt Frank Baumeister, Immobilienbesitzer und ISG-Mitglied.
2010 hat sich die ISG das Etikett „Kreativ-Quartier“ verschafft, und seit 2011 fährt das Kulturbüro das Programm „Verdichten der Kreativen in der nördlichen Innenstadt“. Das alte RTL-Studio an der Schützenbahn, das zehn Jahre lang leer stand, wurde zum Kunst-Haus mit neun Ateliers umgebaut, um die sich prompt 80 Künstler bewarben. Inzwischen, sagt Bomheuer, haben sich nebenan weitere Künstler eingemietet, „ohne dass wir etwas damit zu tun hatten“.
"Leben auch auf der Straße sichtbar machen"
Der lang ersehnte Abriss des Parkhauses Rottstraße und die Entscheidung des Allbaus, 32 Millionen Euro für die Entwicklung des Kreuzeskirchviertels in die Hand zu nehmen, haben die Aufbruchstimmung weiter erhöht. „Dieses Viertel fängt an zu leben“, formuliert der Dezernent. Mag sein, sagen Kreuzeskirchen-Pfarrer Steffen Hunder und ISG-Sprecher Hausner: „Aber jetzt müssen wir dieses Leben auch auf der Straße sichtbar machen.“