Essen.

Flyer sind noch nicht gedruckt, aber der Text für den Veranstaltungstipp könnte so lauten: Ab dem 16. Juni können sich Besucher des Deilbachtals in Kupferdreh vor Ort über diese einzigartige Kulturlandschaft informieren. In einer Dauerausstellung im ehemaligen Kutscherhaus des Kupferhammers dokumentiert das Ruhrmuseum den Wandel des einstmals bäuerlich geprägten Wirtschaftsraums hin zur Wiege der Frühindustrie. Führungen zu den Originalschauplätzen alle 14 Tage.

Es bewegt sich also doch etwas im Deilbachtal. Das ist die gute Nachricht, denn der Eindruck war ein anderer. Wilhelm Kohlmann, Kulturbeauftragter der Bezirksvertretung VIII, formulierte es dieser Tage ohne jede diplomatische Zurückhaltung so: „Immer gebetsmühlenartig auf die internationale Bedeutung des Objektes hinzuweisen hilft auch nicht weiter.“

Lippenbekenntnissehelfen nicht weiter

Der Kulturbeauftragte spricht unverhohlen von „Lippenbekenntnissen“. Und in der Tat wundert man sich als Außenstehender, dass es der Stadt bis heute nicht gelungen ist, mehr aus diesem einmaligen Ensemble zu machen, oder zumindest sicherzustellen, dass die wichtigsten Objekte nicht weiter verfallen, allen voran der letzte erhaltene Eisenhammer des Ruhrgebiets.

Mit diesem Anspruch ist vor mehr als einem Jahr ein Arbeitskreis angetreten. Wenn du nicht mehr weiter weist, gründe einen Arbeitskreis? Wem dieser Spruch dazu einfällt, liegt nicht einmal falsch. Sprichwörtlich wie die Kesselflicker hatte die Politik zuvor darüber gestritten, ob die Stadt die Deiler Mühle in Erbpacht vergeben sollte, wenn der Pächter als Gegenleistung für die Instandsetzung aufkommt. Aus Sicht der Verwaltung eine Win-Win-Situation mit Modellcharakter, von der alle nur profitieren.

Aber hatte der Kulturausschuss sich nicht schon 2009 dafür ausgesprochen, das Deilbach-Ensemble in öffentlicher Hand zu behalten? Und war der Stadtplanungsausschuss nicht im selben Jahr einem Antrag der CDU-Fraktion gefolgt, die Verwaltung möge jedwede Privatisierungsbemühung einstellen? „Die Stadt hat nicht die finanziellen Mittel, um aus dem Deilbachtal ein Freilichtmuseum zu machen“, sagt dazu Kulturdezernent Andreas Bomheuer.

"Ich brauche Ruhe im Karton"

Im Arbeitskreis setzte sich der Konflikt fort bis hin zu bösen persönlichen Unterstellungen in Richtung Vetternwirtschaft. Unterstellungen, die sich als haltlos erwiesen und die fürs Arbeitsklima nicht gerade förderlich gewesen sein dürften. Hans Schippmann, Vorsitzender des Historischen Vereins, CDU-Ratsherr und Moderator des Arbeitskreises, soll kurz davor gestanden haben, die Brocken hinzuschmeißen.

„Wir versuchen, die Karre aus dem Dreck zu ziehen“, ließ sich Schippmann erst jüngst zitieren. Ob es gelungen ist, interne Quertreiber an die Kandare zu nehmen, sei dahingestellt. „Ich brauche Ruhe im Karton“, formuliert Bomheuer. Das gilt gerade mit Blick auf den Zuschussgeber. Der Landschaftsverband Rheinland hat eine finanzielle Förderung zur Instandsetzung des Eisenhammers nebst Meisterhaus und Arbeiterhäusern in Aussicht gestellt, verlangt aber zusätzliche Gutachten.

Immerhin: Deren Finanzierung steht, nicht zuletzt Dank der Bezirksvertretung. Ein erster Schritt auf einem weiten Weg. Die Sanierungskosten werden vorsichtig auf 3,5 Millionen Euro taxiert. Das Ziel ist eine Bürgerstiftung, die das Ensemble erhält und wenn möglich „bespielt“. Frei nach dem Motto, soviel Bürgerengagement wie möglich, so viel Politik wie nötig.