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Eine verzweifelte Mutter und ein straffälliger Vater: Am Freitag wird er in den Kosovo ausgewiesen. Die Folgen seiner Taten treffen auch fünf Kinder. Zurück bleibt eine Frau, „am Ende ihrer Kraft“.
Am Freitag wird ihr Mann in den Kosovo abgeschoben. Ob Lymnie Salja ihn bis dahin noch einmal sehen wird, ist offen. Sie hat beim Ausländeramt angerufen. Zwecklos: „Die lassen nicht mehr mit sich reden“, sagt die 31-Jährige. Der fünffache Vater sitzt seit einem Jahr im Gefängnis: „Er hat Fehler gemacht“, so sagt sie das. Straftaten mit Betrug rund um den Autohandel. Die Nachricht kam vergangene Woche: „Es wird durchgezogen“, sagte er am Telefon zu seiner Frau, die beide von der drohenden Abschiebung wussten.
Völlig überrumpelt wurde Lymnie Salja allerdings, als die Polizei damals vor ihrer Tür stand und ihren Mann mitnahm. „Ich war erst wütend, dann plötzlich allein und am Ende mit meiner Kraft.“ Besonders schlimm traf es die Kinder, die zwischen vier und 13 Jahre alt sind. Vor allem ihr geistig behinderter Sohn (9) versteht nicht, warum der Vater nicht mehr bei ihnen ist. Sie besuchten ihn bislang alle 14 Tage.
Keine Arbeitserlaubnis bei Duldung
Lymnie Salja versichert, nichts von dessen Geschäften gewusst zu haben, hat aber eine Erklärung: Ihr Mann habe keinen Schulabschluss, könne nicht lesen und schreiben, „er wollte uns über Wasser halten. Er hat auch bei einer Reinigungsfirma gearbeitet, ist aber bei Jobcenter und Arbeitsagentur nicht weiter gekommen“, sagt die 31-Jährige. Mit einer Duldung, die Menschen aus dem Kosovo erhalten, bekommt man keine Arbeitserlaubnis, erklärt Stadtsprecher Stefan Schulze. Die Mutter hingegen hat Bleiberecht, weil eines der Kinder die deutsche Staatsangehörigkeit hat. Den Vater betrifft das nicht, auch ihre Hochzeit vor zwei Wochen im Gefängnis hilft ihm nicht.
Verheiratet waren sie bereits seit 15 Jahren: „Muslimisch“, sagt sie. Irgendwann sei er in dieser Zeit „an die falschen Leute geraten“. Erst gab es Bewährung, dann zwei Jahre und drei Monate. Absitzen wird er die nicht. Wann er zurückkehren darf, ist ungewiss: „Die Anwälte sprachen von zehn Jahren, das Ausländeramt von drei“, sagt seine Frau. „Das richtet sich nach dem Strafmaß“, erklärt Schulze. Es bestehe aber die Möglichkeit, dass seine Familie mit in den Kosovo geht.
Ein Wunsch und wenig Hoffnung
„Ich wäre lieber bei meinem Vater“, sagt Bashkim (13), der sich aber ein anderes Leben als hier nicht vorstellen kann. Auch seine Mutter ist in Deutschland geboren. Lernte mit 17 ihren Mann kennen, wurde schwanger, brach die Schule ab. „Mein Traumberuf war ein Job im Hotel.“ Nun hat sie einen Wunsch und wenig Hoffnung: „Wenn er die Strafe hier absitzen könnte, das wäre viel. Er bereut alles und will eine letzte Chance“, beteuert seine Frau hilflos, die ihn als liebevollen Partner und Vater sieht. Wie es für sie allein weitergehen soll: „Ich darf nicht darüber nachdenken, sonst bricht alles in mir zusammen“, sagt Lymnie Salja. Ihr Mann habe alles für sie gemacht, „aber alles ist schief gelaufen“.