Essen. Die Blitzerstrecke auf der A 40 ist zwar eingetütet, doch für die Statistik zählt die Anlage dennoch die Geschwindigkeitsübertretungen. Und die zeigt: Verstöße explodieren – um satte 400 Prozent. Die Raser sind zurück.
Die gut sichtbar eingetüteten Radar-Kameras auf der A 40 zwischen Essen und Gelsenkirchen sind offenbar eine Aufforderung zum Rasen: Seitdem die Radar-Anlage seit Oktober für jedermann erkennbar nicht mehr blitzt, sondern das Verkehrsgeschehen nur im Hintergrund überwacht, ist die Zahl der registrierten Geschwindigkeitsverstöße regelrecht explodiert.
Wie aus einer internen Statistik der Stadt Essen hervorgeht, wurden allein in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres 59.219 Übertretungen registriert. Im Zeitraum 1. Juli bis 30. September, als die Blitzer noch scharf gestellt waren, waren es „nur“ 13.283 Autofahrer, die zu schnell unterwegs waren. Eine satte Steigerung um mehr als 400 Prozent, meint auch die Stadt, wie aus einem Vermerk hervorgeht: „Im Ergebnis ist festzustellen, dass das Geschwindigkeitsniveau unter den veränderten baulichen Verbesserungen auf der A 40 deutlich angestiegen ist.“
Verdeckte Blitzer dokumentieren Raser trotzdem
Was die wenigsten Autofahrer wissen dürften: Zwar wird seit Monaten weder geblitzt noch geahndet. Jedoch verfolgt der ständig präsente Radarstrahl das Verkehrsgeschehen weiterhin – sozusagen durch die Tüte. Der Grund: Die Bezirksregierung überprüft, ob der Streckenabschnitt nach dem dreispurigen Ausbau weiterhin ein Unfallschwerpunkt ist. Nur dann darf Essen weiter blitzen. Zu schnelles Fahren allein darf kein Grund dafür sein, die Kameras wieder scharf zu stellen.
Wann eine endgültige Entscheidung über die Zukunft der Radaranlage fällt, ist nach Einschätzung der Stadt noch offen. Doch schon jetzt macht man sich eifrig Gedanken darüber, wie die künftig womöglich fehlenden durchschnittlich 870.000 als einst so sichere Jahres-Einnahme einkalkulierten Euro kompensiert werden könnten. Bislang mussten von der Summe alle zwölf Monate allenfalls läppische 10.000 Euro Wartungskosten abgezogen werden.
Tag um Tag rasten Hunderte in die Falle
Im Rückspiegel betrachtet, wird eh einiges klar. Über Jahre verdiente die Stadt recht gut an der nicht auszubremsenden Dummheit mancher Autofahrer: fast fünf Millionen Euro. Denn Tag um Tag rasten Hunderte in die Falle. Die mit Abstand meisten Temposünder wurden dabei in Fahrtrichtung Duisburg erwischt: über 200 waren es binnen 24 Stunden.
Zum Vergleich: Seitdem die Stadt die Blitzer eingetütet hat, wurden allein auf dem besonders belasteten Abschnitt von Gelsenkirchen nach Essen pro Tag nahezu 600 Verstöße aktenkundig. Die Raser sind zurück.