Essen. Das Land NRW will mehr Geld für den sozialen Wohnungsbau ausgeben. Dass deshalb mehr gebaut wird, ist allerdings unwahrscheinlich. Investoren bevorzugen wegen des niedrigen Zinssatzes nämlich den frei finanzierten Wohnungsmarkt. Dabei dürfte die Nachfrage auf Sicht steigen.
Obwohl die Landesregierung mehr Geld in den sozialen Wohnungsbau stecken will, ist nicht davon auszugehen, dass in Essen mehr Wohnungen für Haushalte mit geringem Einkommen gebaut werden.
Diese Auffassung vertritt Dirk Miklikowski, Vorstand der Allbau AG. Miklikowski spricht von einem „Schritt in die richtige Richtung“, der aber nicht weit genug gehe. Der Chef der städtisch beherrschten Wohnungsgesellschaft, die zwischen Karnap und Kettwig mehr als 18.000 Wohnungen bewirtschaftet, begründet seine Einschätzung mit der von Bauminister Michael Groschek angekündigten Anhebung der Fördersätze und der Mietobergrenzen. Für Neubau-Vorhaben erhöht sich das Förderdarlehen um 70 Euro pro Quadratmeter auf 1320 Euro.
Die Mietobergrenze für öffentlich geförderten Wohnraum steigt um 15 Cent pro Quadratmeter Wohnfläche von 4,85 Euro auf 5 Euro. Für potenzielle Bauherren sei dieser zusätzliche Anreiz nicht groß genug, als dass es sich rechnen würde in Sozialwohnungen zu investieren, so Miklikowski, der auf die „Schattenseite“ der Förderpolitik hinweist. Denn zeitgleich fährt das Land die Eigenheimförderung zurück. Diese habe in Essen Schwellenhaushalten häufig den Weg in die eigenen vier Wände geebnet.
Es mangelt an bezahlbaren, altengerechten Wohnungen
2012 wurde der Fördertopf für sozialen Wohnungsbau nicht einmal annähernd ausgeschöpft worden. Von 11,6 Millionen Euro, die das Land bereit gestellt hatte, wurden lediglich 7,2 Millionen Euro abgerufen. Ungleich attraktiver als der soziale Wohnungsbau erscheint Investoren angesichts des nach wie vor niedrigen Zinsniveaus derzeit der frei finanzierte Wohnungsmarkt. Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Wohnungen sei ungebrochen hoch, wie Projekte in der „Grünen Mitte“ im Universitätsviertel, am „Seebogen“ in Kupferdreh oder in Rüttenscheid belegen. Freie Flächen werden gesucht, insbesondere im Essener Süden.
Grüne Mitte
Nach Einschätzung der Verwaltung dürfte sich sozialer Wohnungsbau auch deshalb auf kleinere Projekte oder auf das Schließen von Baulücken beschränken. Bezahlbarer Wohnraum ist nicht knapp, allerdings mangelt es an bezahlbaren altengerechten Wohnungen. Die Nachfrage nach öffentlich gefördertem Wohnraum dürfte auf Sicht also steigen. Aktuell gibt es in Essen 19.500 Sozialwohnungen bei einem Bestand von insgesamt 252.000 Wohnungen.