Essen. 800 SchülerInnen haben das zweite Azubi-Speed-Dating der IHK genutzt. Insgesamt waren 80 Betriebe mit rund 700 Ausbildungsplätzen im gewerblichen und kaufmännischen Bereich vor Ort.
Zehn Minuten, um seinen Gegenüber von sich zu überzeugen. Zehn Minuten, um die eigene Zukunft in die richtigen Bahnen zu lenken. Beim Azubi-Speed-Dating gilt es, in wenig Zeit, möglichst viel zu bewegen. Denn ist die Sanduhr abgelaufen, wird gewechselt für das nächste Date mit dem nächsten Unternehmen. In der Essener Philharmonie fand gestern von 11 bis 16 Uhr die zweite Runde im Azubi-Speed-Dating der Industrie- und Handelskammer (IHK) Essen statt. „Wir haben im Vorfeld alle Schulformen angeschrieben“, erklärt Heike Doll von der IHK. „Die meisten Unternehmen erwarten als Abschluss aber das Abitur.“
Sven Ivo von der Ergo Versicherung ist zum ersten Mal beim Azubi-Speed-Dating vertreten. „Das ist eine aufregende Angelegenheit.“ An und für sich seien zehn Minuten als Bewerbungsgespräch zu kurz, findet Sven Ivo. Aber um sich einen ersten Eindruck von dem Bewerber zu verschaffen, reiche die Zeit alle mal.
Azubi-Speed-Dating
Nicht nur für Unternehmen ist das Azubi-Speed-Dating eine neue Erfahrung. Betül Yasar hat sich 28 Unternehmen ausgeguckt, bei denen sie sich bewerben möchte. „Ich studiere zur Zeit in Bochum Bauingenieurwesen, allerdings macht das keinen Spaß.“ Bei Kik und bei Deichmann hat sich die 20-Jährige schon als Bürokauffrau vorgestellt, jetzt steht sie bei der LK Aktiengesellschaft in der Schlange. „Nach jedem Gespräch sinkt die Nervosität und irgendwann läuft es flüssig“, erzählt Betül.
Von „Schlange stehen“ kann bei anderen Betrieben nicht die Rede sein. Vor allem das Hotelgewerbe hat es schwer, Azubis zu finden. „Ich hatte bisher drei Bewerber“, resümiert Hans-Hubert Imhoff vom Hotel Imhoff nach einer Stunde. Aber ein aussichtsreicher Kandidat war dabei. „Der junge Mann möchte unbedingt Koch werden, war top engagiert. Ich habe ihn sofort zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen“, so Imhoff. Sowieso sei die Persönlichkeit wichtiger als das Zeugnis. „Wenn jemand Feuer und Flamme für den Beruf ist, sehe ich auch über schlechte Noten hinweg.“
Beim Engagement hapere es
Doch beim Engagement hapere es bei vielen Bewerbern, weiß Cornelia Dausend, Ausbildungsberaterin bei der IHK. „Manche Schüler machen sich hier einen netten freien Tag.“ Aber sie sieht auch die Schulen in der Pflicht. „Viele Schulen bereiten ihre Schüler nicht auf die Berufsfindung vor“, sagt Cornelia Dausend. Gerade an Gymnasien gehe man davon aus, dass ein Großteil der Jugendlichen sowieso studieren geht. „Haupt-, Gesamt- und Realschulen bereiten ihre Schüler besser auf Bewerbungssituationen vor.“