Essen. Allein in Essen sollen 87 Stellen bei der Polizei nicht mehr besetzt werden. Die Gewerkschaft der Polizei schlägt Alarm: Personalabbau erschwere die Bekämpfung von Verbrechen und Diestleistungen für die Bürger immer mehr.
Stell dir vor, du rufst den Polizei-Notruf 110 an - und keiner kann kommen: Mit diesem drastischen Szenario warnt die Gewerkschaft der Polizei (GdP) heute von 8 bis 12 Uhr auf dem Rüttenscheider Markt vor schleichendem Personalabbau, hervorgerufen durch Sparbemühungen des Landes NRW.
Wenn die Landesregierung nicht doch schon dieses Jahr damit beginnt, mehr Polizeianwärter einzustellen als in den Vorjahren, werden bei der Essener Polizei bis zum Jahr 2020 87 Stellen unbesetzt bleiben, weil in Pension gehende Beamte nicht mehr ersetzt werden können.
„Schon jetzt sind wir in den Dienststellen an unserer Belastungsgrenze“, sagt der GdP- Kreisgruppenchef Heiko Müller. „Sollte die Landesregierung bei den geplanten Einstellungszahlen bleiben, werden auch die beiden in unserem Zuständigkeitsbereich liegenden Städte Essen und Mülheim weniger Personal erhalten.“
Dies könne zu Überlegungen führen, die keiner in den Städten wolle. Weniger Kolleginnen und Kollegen bedeutet zwangsläufig, dass sich die Polizei von Aufgaben trennen, Wachen schließen oder einen ‚Rund um die Uhr-Betrieb’ aufgeben müsste.“ Hauptaufgabenfelder der Polizei seien Gefahrenabwehr und Strafverfolgung: „Wir wollen Kriminalität nicht nur noch verwalten, sondern handlungsfähig bleiben“, so Müller weiter.
40 Prozent mehr Wohnungseinbrüche seit 2009
Als Beispiel dafür, wo die Polizei schon jetzt an ihre Grenzen stößt, nennt GdP-Landeschef Arnold Plickert das Delikt Wohnungseinbruch. Seit 2009 hat die Zahl der Wohnungseinbrüche um 40 Prozent zugenommen, rechnet er vor. „Alle neun Minuten wird in NRW irgendwo eingebrochen. Die Polizei leistet hervorragende Arbeit, erreicht aber auf Grund des Personalmangels zunehmend ihre Leistungsgrenze.
Trotz zwei Millionen Überstunden jährlich gelingt es uns nicht, die Aufklärungsquote beim Wohnungseinbruch von unter 14 Prozent zu verbessern.“ Wie das in Zukunft mit noch weniger Personal gehen soll, habe der GdP noch niemand schlüssig erklärt.“ Allein in Essen und Mülheim schieben die rund 2000 Beamten rund 165.000 Überstunden vor sich her. Diese Angaben der Gewerkschaft hat die Behördenleitung jüngst bestätigt.
Deshalb hat die Gewerkschaft jetzt die Initiative „Polizei 2020“ ins Leben gerufen, die sie auch auf dem Rüttenscheider Markt heute vorstellen will. Erste Forderung: Ab sofort 1500 Polizeianwärter pro Jahr einstellen statt bisher 1400. Heiko Müller: „Das würde uns auch beim Polizeipräsidium Essen ein gutes Stück weiter helfen.“