Essen. Die Stadt stopft derzeit Schlaglöcher provisorisch mit Kaltasphalt. Der ADAC kritisiert diese Zwischenlösung, da Kaltasphalt nach Ansicht des Automobilclubs auf langer Sicht zu teuer und ineffizient sei. Die Stadt hält dagegen: Alternativen wie Heißasphalt seien bei diesen Witterungen nicht möglich.
Während die Stadt derzeit Schlaglöcher auf den Straßen mit Kaltasphalt stopft, kritisiert der ADAC diese Lösung. Der Automobilclub vermutet, dass Städte mit provisorischen Maßnahmen abwarten, bis der Zustand der Straßen nur eine Komplett-Erneuerung zulässt, die wiederum ließe sich teilweise an Anlieger, also Bürger, umlegen. Stattdessen sei vielmehr ein ordentliches Erhaltungs-Management erforderlich, das zunächst zwar höhere Kosten verursache, langfristig aber erhebliche Kosten einspare, formuliert der ADAC. Stadt-Sprecherin Jeanette Kern beantwortet Fragen zu Frost-Folgen.
Müssen die Essener damit rechnen, bald für die hohen Straßenausbaubeiträge tiefer in die Tasche greifen zu müssen?
Jeanette Kern: Die Verwaltung hat kein Interesse daran, wichtige Straßenbauarbeiten aufzuschieben oder auf Bürger umzulegen. Zur Forderung nach einem „systematischen Straßenerhaltungsmanagement“: Der Rat hat rund 4 Millionen Euro extra (für 2013) für die Instandhaltung der Straßen bewilligt. Das 1600 km lange Straßennetz gehört zum städtischen Anlagevermögen und soll durch kontinuierliche Sanierung so gut wie möglich erhalten werden. Die Kosten, die bei einer Verschleppung der Sanierung auf die Stadt zukämen, wären ungleich höher als eine kontinuierliche Sanierung. Zudem liegt bei der Stadt die Verkehrssicherungspflicht. Behelfsmäßige „Flickarbeiten“ ohne tiefergehende aufwendige Sanierung werden in Einzelfällen durchgeführt, wenn in absehbarer Zeit sowieso eine größere Sanierung an der Straße ansteht, z.B. Erneuerung der Asphaltdecke nach Kanalbauarbeiten.
Statt Kaltasphalt wäre besonders haltbarer Asphalt mit Kunststoff-Zusätzen oder Recycling möglich, der nicht teurer sein soll?
Kern: Zu diesen Sanierungsverfahren haben wir keine Erkenntnisse, wir haben gute Erfahrungen mit hochwertigem Kaltasphalt.
Der hält oft nur acht Wochen. Heißasphalt wäre deutlich haltbarer.
Kern: Wie der ADAC selbst richtig feststellt, kann Heißasphalt nicht bei Frost und Regen verwendet werden. Er braucht zur Verarbeitung mindestens 60 Grad Celsius, darf auf dem Weg zum Einsatzort nicht abkühlen. Dafür ist eine aufwendige Transportkette mit Spezialfahrzeugen notwendig. Der Einsatz für kleine Reparaturen ist nicht wirtschaftlich - und zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. Wir nutzen einen, nach unseren Erkenntnissen, sehr hochwertigen Kaltasphalt, der, so unsere Erfahrung, mehrere Monate und auf jeden Fall länger als acht Wochen hält. Der Einsatz von Kaltasphalt dient jetzt dazu ein Schlagloch behelfsmäßig so schnell wie möglich zu reparieren um Straßen und Gehwege wieder nutzbar zu machen. Nach der Wintersaison reparieren wir natürlich mit Heißasphalt.
Keine Klagen von Autofahrern
Wie viel Geld gibt die Stadt jährlich für Straßensanierung aus? Wie viel für provisorische Maßnahmen wie Kaltasphalt?
Jeanette Kern: 2013 stehen rund 4 Millionen Euro allein für den Unterhalt des Straßennetzes bereit. Eine eigene Kostenbilanz für Ausbesserungsarbeiten mit Kaltasphalt gibt es nicht.
Der ADAC kritisiert: Die Stadt stellt lieber Warn- und Tempolimit-Schilder auf statt Schlaglöcher zu beseitigen, um die Verkehrssicherungspflicht sicher zu stellen?
Jeanette Kern: Auf den Straßen, für die die Stadt selbst zuständig ist, werden keine Warn- oder Tempolimit-Schilder wegen Schlaglochschäden aufgestellt. Das geschieht in Ausnahmefällen als Übergang, bis etwa eine ohnehin an der Stelle geplante Baumaßnahme beginnt. Das entspricht streng wirtschaftlichen Gesichtspunkten: Schlaglöcher aufwendig und mit viel Geld zu sanieren, wenn kurze Zeit später eine Gesamtbaumaßnahme ansteht, würde eine doppelte Belastung des Budgets bedeuten. Wir schicken den Straßenregiedienst, Amt für Straßen und Verkehr, raus, der Löcher zumindest behelfsmäßig flickt, damit die Straße vernünftig nutzbar bleibt.
Wie viele Klagen gab es gegen die Stadt im letzten Winter wegen beschädigter Fahrzeuge oder verletzter Radfahrer?
Jeanette Kern: Zu Schlaglöchern im letzten Winter gibt es keine Klagen. Wir haben 3 (formlose) Schadensersatzforderungen wegen Beschädigungen an Autos. Drei formlose Schadensersatzforderungen von Fußgängern wegen hochstehender Gehwegplatten werden zurzeit geprüft.