Essen. Der Boom am Essener Arbeitsmarkt ist vorbei: Im Jahr 2012 gab es mit durchschnittlich 35 640 Erwerbslosen den höchsten Stand bei den Arbeitslosen seit fünf Jahren. Vor allem der Anteil der arbeitssuchenden Hartz-IV-Empfänger nahm wieder stärker zu.
Die Arbeitslosigkeit in Essen ist im vergangenen Jahr wieder auf den höchsten Stand seit fünf Jahren geklettert. Im Durchschnitt gab es in der Stadt 35.640 Erwerbslose - und damit 4,8 Prozent oder 1650 mehr als im Jahr zuvor. Zuletzt waren im Jahr 2007 die Arbeitslosen-Zahlen höher gewesen. Die Arbeitslosenquote lag bei 12,5 Prozent. Das geht aus der Arbeitsmarktbilanz 2012 hervor, die die Agentur für Arbeit gestern vorlegte.
„Der Arbeitsmarkt war dennoch sehr dynamisch. Es gab bei der Arbeitsagentur 2012 über 20.000 Arbeitslosenmeldungen aber auch fast so viele Abmeldungen“, sagte Torsten Withake, Chef der Arbeitsagentur. Das zeige, dass vor allem Arbeitnehmer mit guter Qualifikation schnell wieder Arbeit fänden.
Dennoch zeigen die steigenden Arbeitslosen-Zahlen, dass sich die abflauende Wirtschaftskonjunktur auch auf dem Arbeitsmarkt in Essen niedergeschlagen hat. Ein weiterer Grund könnte gewesen sein, dass die Stadt Anfang 2012 die Jobcenter in ihre Regie übernommen hat und seither für die Betreuung und Vermittlung der Hartz-IV-Empfänger zuständig ist. Gerade im ersten halben Jahr gab es hier große Anlaufprobleme.
Genaue Zahlen gibt es heute
Genaue Zahlen wird es heute geben, wenn die Stadt Bilanz für die Jobcenter zieht. Spannend wird vor allem sein, wie viele Arbeitslose die Jobcenter 2012 in reguläre Arbeit vermitteln konnten. Schließlich war die Stadt mit dem Ziel angetreten, mehr Hartz-IV-Empfänger in Arbeit zu bringen als die bis Ende 2011 zuständige Arbeitsagentur.
Fakt ist aber: Die Arbeitslosenzahlen sind 2012 im Bereich des Jobcenters überdurchschnittlich gestiegen - um 5,4 Prozent auf 29 088. Die Arbeitslosenquote in diesem Bereich kletterte auf 10,2 Prozent. Damit hat sich die Langzeitarbeitslosigkeit bzw. der Hartz-IV-Sockel in Essen weiter verfestigt.
Der Abschwung am Arbeitsmarkt traf zudem vor allem Ältere über 50. 10 216 Männer und Frauen über 50 waren 2012 in Essen arbeitslos gemeldet. Ihre Zahl stieg im Vergleich zu 2011 um 9,6 Prozent und damit ebenfalls überproportional.
Die Unternehmen sind zuletzt mit Neu-Einstellungen vorsichtiger geworden: Seit Juli nehmen die bei der Agentur gemeldeten freien Jobs Monat für Monat ab und liegen jeweils auch deutlich unter Vorjahr. Dennoch suchte die Wirtschaft 2012 noch vergleichsweise viele Arbeitskräfte. Bei der Arbeitsagentur gingen 17.700 freie Stellen ein, das waren zwar weniger als 2011 aber die Zahl liegt deutlich über den Jahren 2007 bis 2010. Vor allem im Handel, im Gesundheitswesen, in der Erziehung, der IT-Branche und im Handwerk gab es eine hohe Nachfrage nach Arbeitskräften.