Essen. . Erste Anzeichen deuten daraufhin, dass sich der Aufschwung am Arbeitsmarkt abschwächt. „Wir spüren, dass die Unsicherheit in den Unternehmen zunimmt“, sagt Torsten Withake, Chef der Essener Arbeitsagentur. Zudem fordert er mehr mehr Jobs für Geringqualifizierte.
Die Statistik zeigt: Es gibt mehr Arbeitslose als im vergangenen Jahr und auch deutlich weniger offene Stellen. Geht der Aufschwung am Essener Arbeitsmarkt langsam zu Ende?
Torsten Withake, Chef der Arbeitsagentur, wagt keine Prognose. „Es ist momentan schwer vorherzusagen, wir fahren auf Sicht“, sagte er im Gespräch mit der WAZ. Noch zeige sich der Arbeitsmarkt robust. Aber es gebe Anzeichen, die auf eine Eintrübung hindeuten könnten. Der Rückgang bei den offenen Stellen sei ein Indiz dafür. „Wir spüren, dass die Unsicherheit in den Unternehmen zunimmt“, meint Withake. Ihm zufolge zögern die Firmen, bis sie jemanden einstellen. Entsprechend länger dauert es, bis Arbeitslose wieder Arbeit finden.
Hohe Einpendlerquote als zusätzliches Risiko
Für die kommenden Jahre sagt Withake jedoch sinkende Arbeitslosenzahlen für Essen voraus. Das hat simple Gründe: Zum einen werden nach jetziger Prognose bis zum Jahr 2020 über 14 Prozent der Fachkräfte in den Essener Unternehmen ausscheiden. Dagegen wird es wegen der geburtenschwachen Jahrgänge nicht genügend Nachwuchs geben, so Withake.
Einpendlerquote als hohes Risiko
Als zusätzliches Risiko sieht er die hohe Einpendlerquote. Nach Angaben der Essener Wirtschaftsförderung pendeln derzeit täglich 137.000 Menschen zur Arbeit nach Essen, weil sie hier vergleichsweise gut verdienen können. „Wenn diese Pendler jedoch einen adäquaten Job in ihrer Wohnnähe finden, werden sie dem Essener Arbeitsmarkt fehlen“, mahnt Withake. Sorgen bereitet ihm aber vor allem die so genannte verfestigte Arbeitslosigkeit in der Stadt.
Beim städtischen Jobcenter, wo vor allem die Langzeitarbeitslosen betreut werden, sind derzeit 35.000 Menschen arbeitssuchend gemeldet. Im Durchschnitt sind sie nach Angaben der Stadt seit sieben Jahren erwerbslos. Es ist eine große Herausforderung, sie wieder ins Berufsleben zu führen, weiß Withake, der bis Ende vergangenen Jahres Chef des Jobcenters war.
"Der Strukturwandel ist nur bedingt vollzogen"
Deshalb fordert er, dass man in der Stadt verstärkt darüber nachdenkt, wie man solchen Menschen wieder Arbeit geben kann. „Der Strukturwandel ist aus meiner Sicht nur bedingt vollzogen“, so Torsten Withake. Zwar gebe es viele neue Arbeitsplätze. „Aber es gelingt uns nicht, Beschäftigung anzusiedeln, die Langzeitarbeitslosen Jobs bietet.“ Seiner Meinung nach setze man stark auf Jobs für Hochqualifizierte, vergesse dabei aber die Geringqualifizierten.