Essen. Die Verbraucherzentrale und die Schuldnerhilfe kommen bei der Bearbeitung von privaten Insolvenzverfahren nicht hinterher. Derzeit werden keine neuen Kunden in den Wartelisten aufgenommen. Es fehlt das Personal für die steigende Anzahl der Fälle.
Raus aus den Schulden. Das ist in Essen gar nicht so einfach. Denn wer ein Verbraucherinsolvenzverfahren mit Hilfe der Verbraucherzentrale oder der Schuldnerhilfe beantragen will, braucht Geduld.
Die Wartelisten bei beiden gemeinnützigen Einrichtungen sind momentan geschlossen. Das heißt: Es werden derzeit keine neuen Kunden aufgenommen. „Wir kommen sonst mit unserer Arbeit nicht hinterher“, sagte Margret Schulte, Leiterin der Essener Verbraucherzentrale (VZ)
Besonders drastisch ist die Situation in der Verbraucherzentrale. Dort stehen momentan etwa 60 Menschen auf der Warteliste. Erst im Frühjahr 2014 werde man neue Antragsteller aufnehmen können, heißt es. Zuletzt war die Warteliste bei der VZ im Herbst 2012 geöffnet. „Das dauerte nur wenige Tage, dann mussten wir die Neuaufnahmen stoppen“, berichtet Verbraucherinsolvenzberater Volker Naujok.
Zu wenig Personal
Ähnlich ist die Lage bei der Schuldnerhilfe. Auch dort nahm man zuletzt im Herbst 2012 neue Antragsteller auf. Die 100 Plätze auf der Warteliste waren auch hier nach wenigen Tagen „ausgebucht“. Eventuell Ende Februar, Anfang März habe man die Fälle abgearbeitet, sagte Bernhard Paul, stellvertretender Leiter.
Das Problem, mit dem sich beide öffentlich geförderten Einrichtungen herumschlagen: Es ist zu wenig Personal da, um der Nachfrage gerecht zu werden. Zwar können Betroffene ein Verbraucherinsolvenzverfahren auch mit Hilfe eines Rechtsanwalts beantragen, befürchten aber häufig mögliche Kosten, heißt es.
„In Essen gibt es in der gemeinnützigen Insolvenzberatung gerade dreieinhalb Stellen“, sagt Margret Schulte. Eine bei der Verbraucherzentrale und zweieinhalb bei der Schuldnerhilfe. Selbst wenn man die doppelte Stellenzahl zur Verfügung hätte, hätte man immer noch jede Menge zu tun.
Insolvenzberatung wird durch Landesmittel finanziert
Denn die Zahl der verschuldeten Essener „ist auf einem konstant hohen Niveau“, so Naujok. Zwölf Prozent der Essener seien überschuldet. Und immer mehr wählen den Weg des Verbraucherinsolvenzverfahrens, um die Schulden wieder los zu werden.
„Das ist nicht mehr ein solches Tabuthema, wie noch vor ein paar Jahren“, sagt Naujok. Auch durch TV-Sendungen wie die von Peter Zwegat sei das Verbraucherinsolvenzverfahren bekannter geworden. Auffällig sei, dass immer mehr junge Menschen wie auch Rentner zu ihm kämen.
Die Insolvenzberatung wird durch Landesmittel finanziert. In den vergangenen zwölf Jahren habe es jedoch erst eine Erhöhung gegeben. „Solange die Personalausstattung so ist wie sie ist, wird es den Rückstau und damit die Wartelisten geben“, meint Margret Schulte.