Essen. . Ein „Essen on Ice“-Neuling auf subjektiver Spurensuche nach dem Erfolgsgeheimnis einer großen Veranstaltung.
Sehen und gesehen werden, dachte ich mir. Gestern, kurz vor dem offiziellen Start von „Essen on Ice“, ziehe ich dank einer exklusiven Vorab-Genehmigung einsam meine Runden auf der Eisfläche am Kennedyplatz. Ganz alleine: nur die Kufen, das Eis und ich. Als Neu-Bürger dieser Stadt war es die erste Begegnung mit „Essen on Ice“. Woher kommt die Begeisterung? Es ist immerhin bereits die elfte Auflage. Ein Test.
Viele Schaulustige beobachten mich. Ein Scheinwerfer streift meinen Körper und über mir leuchtet ein Netz aus Lichterketten, das mich schon beim Weihnachtsmarkt begeisterte.
Schlechtes Gewissen
Die Musik von „DJ Iceman“, die später aus den Boxen dröhnen wird, fehlt noch. Ein kleiner Junge am Rand, der sehnsüchtig auf den Start wartet, blickt mich traurig an: „Du darfst noch gar nicht fahren!“ Ich habe direkt ein schlechtes Gewissen.
„Wie du dich hinlegst, gucke ich mir gerne an“, ruf ein älterer Herr. Unerhört dachte ich noch, aber er sollte recht behalten. Wenige Meter später stürze ich – was eigentlich nicht schlimm wäre, hätte es nicht seit Stunden geregnet. Klitschnass stehe ich wieder auf. Und lege mich wieder hin. Großes Gelächter. Ich mache gute Miene zum bösen Spiel. Passend zu steigenden Ruhrpegeln gibt es an diesem Wochenende „Essen on Water“, Essen auf Wasser. Das gefrorene Nass ist auf dem Kennedyplatz streckenweise nur zu erahnen. Es ist eher eine große, weiße Pfütze.
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Zwölf Grad Außentemperatur
„Der Wind, die milden Temperaturen und der Regen sind natürlich nicht die besten Voraussetzungen“, sagt Dieter Groppe, Prokurist von Essen Marketing (EMG), der die Lage vor Ort inspiziert. Wenige Minuten vor dem offiziellen Start sieht er, wie Mitarbeiter auf der Rodelbahn den Kunstschnee schaufeln. Ein Test fällt für mich aus. An den Luxus des Vorjahres, in dem Schnee vom Grugapark-Parkplatz benutzt werden konnte, ist bei rund zwölf Grad Außentemperatur nicht zu denken. Aber richtigen Schnee hatten wir in den letzten Wochen ja auch genug.
Die 1000 Quadratmeter große Eisfläche ist wegen der Witterungsverhältnisse wirklich sehr uneben und hügelig, so dass ich meine edle Technik nicht aufs Eisparkett bringen kann. Das habe ich den jungen Talenten des EJE, des Essener Jugend-Eiskunstlauf-Vereins überlassen.
Wenn der Nieselregen ausbleibt, hat dieses kleine Winterdorf aber definitiv seinen Charme. „Aprè-Ski“-Stimmung mit „Schmankerl-Hüttn“ mitten in einer Ruhrgebiets-Innenstadt – noch dazu eine Freiluft-Schlittschuh-Bahn, Eisstock-Schießen und eine Rodelbahn: Die Idee an sich ist genial. Die gestrige Eröffnung hingegen fiel leider wortwörtlich ins Wasser. Die Kinderaugen glänzten trotzdem. Auch ich werde wiederkommen. Wenn so viele Menschen da sind, wie auf dem obrigen Foto, kann ich in der Menge untertauchen.