Essen. . Die Koksofenbatterie der Kokerei Zollverein bietet Schlittschuhläufern seit dem Wochenende wieder eine unvergleichliche Kulisse. Im zehnten Jahr organisiert Sonja Kuthning die Eisbahn, die im Marco Polo-Reiseführer als „der wohl faszinierendste Ort zum Schlittschuhlaufen bundesweit“ beschrieben wird.
Hätte man dem Bergmann vor 100 Jahren erzählt, dass heute eine Frau auf der Kokerei Zollverein die Hosen an hat, er wäre womöglich vor Schreck in die Grube gefahren. Nun sind die 100 Jahre um, die Pferde traben nicht mehr unter, sondern zur Eröffnung der Eisbahn über Tage nach Sonja Kuthnings Pfeife, und die ist nicht unzufrieden. Im zehnten Jahr organisiert sie die Eisbahn auf Zollverein, und während Familien auf dem Eis ihre Kreise ziehen, zieht Sonja Kuthning Vergleiche.
„Im letzten Jahr war es zur Eröffnung lange nicht so voll wie in diesem Jahr“, sagt sie also. Und dass mittags die Gäste vor Crepes- und Glühweinbude schon ziemlich auf Tuchfühlung standen. Nun ist es Abend, eine Handvoll Familien zieht noch ihre Kreise und für jedes Kind, das seine Schlittschuhe an der Verleihbude abgibt, kommt ein Pärchen, das welche ausleiht.
20 Uhr, von der feierlichen Eröffnungszeremonie ist nichts mehr zu sehen, die Islandpferde, die morgens als Showeinlage noch übers Eis trabten, sind längst weg. Und damit ist es so wie in all den Vorjahren. Stilvoll beleuchtet ist die Koksofenbatterie, aus den Boxen läuft ein Hit-Misch-Masch aus drei Jahrzehnten, und am Glühweinstand wird geplaudert.
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„Alle runter vom Eis“, brüllt ein Herr rau, aber herzlich ins Mikrofon. Nach fünf Minuten hat auch der letzte Eisläufer auf einer Bierbank Platz genommen. Dann fahren die Kehrwagen die 150 Meter lange und 12 Meter breite Fläche ab. „Alle zwei Stunden sind die unterwegs“, sagt Sonja Kuthning. Dann verabschiedet sie ein paar Jungs aus der Moskito-Eishockey-Jugend. Aufsicht haben die, wie auch im letzten Jahr schon. „Die sind auf dem Eis schnell und sie sind freundlich.“
„Der wohl faszinierendste Ort zum Schlittschuhlaufen bundesweit“
Die Schlangen am Crepes-Stand werden länger. Ein Anblick, den sich die Stiftung Zollverein im vergangenen Jahr wohl auch für den Weihnachtsmarkt an der Kokerei gewünscht hätte. Doch der floppte und riss ein desaströses Minus in die Kasse. Nun soll‘s der Erfolgsgarant Eisbahn richten. Beschrieben im Marco Polo-Reiseführer als „der wohl faszinierendste Ort zum Schlittschuhlaufen bundesweit“ hat das Konzept längst über die Stadtgrenze hinaus Furore gemacht.
Eisbahn Kokerei Zollverein 2010
So ist Vera Pahlen aus Bottrop nach Stoppenberg gekommen. „Den Kindern macht‘s Spaß.“ Ohnehin sei das Kokerei-Café wahrlich nicht der schlechteste Platz, um in Ruhe einen Kaffee zu trinken. Die Kinder (elf und zwölf) kommen allein zurecht - oder zumindest mit Hilfe der Moskitos, die längst wieder mit signalgelben Westen übers Eis kurven auf dem Eis nach dem Rechten schauen.
Einen Tipp hat Sonja Kuthning dann noch: Die Eislaufdisko. Die sei im vergangenen Jahr gut angelaufen - „aber nicht so gut, dass sich da nicht noch was verbessern ließe.“ In diesem Jahr kooperiere man darum mit dem Party-Veranstalter Smag, der ganz gut aufgestellt sei, wenn es darum gehe, junge Leute zu mobilisieren. Immer freitags (16., 23. und 30. Dezember sowie 6. Januar) von 20 Uhr bis Mitternacht schallen Discobeats aus drei Jahrzehnten übers Eis. „Außerdem wird es ein spezielles Lichtkonzept geben“, sagt Kuthning.