Essen. . Die Zahl der Flüchtlinge in den Heimen blieb bislang konstant. Ob die Dilldorfschule bezogen wird, ist offen.

Das Prinzip Hoffnung – es regiert auf beiden Seiten: Bei den Asylbewerbern, die sich in Essen ein besseres Leben versprechen. Und bei der Stadt, die versucht, die ungewohnt starken Flüchtlingsströme zwischen ausufernden Kosten und möglichst weitgehender Sozialverträglichkeit im Stadtgebiet zu kanalisieren – ohne zu wissen, wie viele Menschen noch nach Essen kommen werden.

Bislang scheint das mit der Balance recht gut zu gelingen: Jedenfalls schafften es die Verantwortlichen, das Gleichgewicht zwischen den Ein- und den Auszügen in den elf Unterkunftsstandorten so zu gestalten, dass die Einrichtungen nicht aus allen Nähten platzten, auch wenn sie bis auf das letzte Bett und in Einzelfällen – so bemängelte es zuletzt die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl – auch darüber hinaus belegt sind.

Viele freie Wohnungen

Die Zeit zwischen den Jahren ließ es nach hektischen Wochen und Monaten zu, etwas Luft holen zu können: Dass die Zahl von rund 700 Menschen in Asylheimen, die seit Jahren nicht mehr erreicht wurde, seit November nicht mehr steigt, scheint vor allem dem glücklichen Umstand vieler freier Wohnungen auf dem Markt geschuldet.

Nach Darstellung des Sozialdezernates sei man zusammen mit Wohnungsgesellschaften inzwischen auf einem guten Weg, möglichst viele der mietfähigen Menschen aus einem Unterkunftsstandort in die eigenen vier Wände zu vermitteln, wo sie „begleitend unterstützt“ werden. In etwa 50 Fällen habe das bereits geklappt. Es sollen mehr werden.

Auch um eins zu verhindern: Dass nach der Eröffnung des reaktivierten Standorts Auf’m Bögel, der nach NRZ-Informationen in der kommenden Woche fertiggestellt sein wird, zusätzlich die umstrittene Notunterkunft in dem Gebäude der ehemaligen Dilldorfschule an der Oslenderstraße in Kupferdreh belegt werden muss.

Denn sollten die Flüchtlingszahlen erneut in einem Umfang steigen, der durch Um- und Auszüge nicht abgefedert werden kann, müsste genau das passieren, was niemand so recht will – weder die Bürger noch die Stadtverwaltung.

Gewaltige Proteste gegen den Standort 

Denn in der Behelfseinrichtung gelten ganz eigene Gesetze, die vielleicht nicht jedermann akzeptieren mag: Gedacht als Auffangbecken, um zeitweise auftretende Spitzen im Zustrom der Menschen abfangen zu können, verfügt das inzwischen für rund 120.000 Euro hergerichtete Haus nur über größere Klassenzimmer, die kaum für eine dauerhafte Unterbringung unter Schutz der Privatsphäre geeignet erscheinen. Eine Selbstverpflegung ist zudem kaum möglich, die Asylbewerber, die dort landen, erhalten mit Ausnahme eines Taschengeldes nur Sachleistungen.

Auf Bürgerversammlungen gab es gewaltige Proteste gegen den Standort, meist mit dem Argument, dass der Stadtbezirk VIII mit den Unterkünften an der Worringstraße in Burgaltendorf, an der Langenberger Straße in Überruhr und mit der Obdachloseneinrichtung an der Liebrechtstraße bereits über Gebühr belastet sei. Doch die Stadtverwaltung reklamierte für sich, genauer hingeschaut zu haben. Und ganz genau auf den Stadtteil Kupferdreh, in dem bislang gerade mal zwei Asylbewerber registriert waren.

Gleichzeitig lässt man im Sozialdezernat bislang keinen Zweifel daran aufkommen, dass die Dilldorfschule auch künftig als Notunterkunft herhalten müsse. Schließlich sei die Stadt von der Bezirksregierung ausdrücklich dazu angehalten worden, Reserven vorzuhalten, da immer damit gerechnet werden müsse, dass nach dem starken Zuzug hauptsächlich von Roma-Familien auch mit Flüchtlingen aus anderen Krisenregionen wie zum Beispiel Syrien oder Afghanistan zu rechnen sei.

Denn auch in der Ferne ist es bekannt, das Prinzip Hoffnung.