Essen. . Ribene Ngwanguata kam als Flüchtling aus der Demokratischen Republik Kongo nach Deutschland. Der 17-Jährige spielt bei Rot-Weiss Essen und wohnt als einziger Fußballer im Sportinternat in Rüttenscheid. Er suchte seine Chance und nutzte sie.
Die folgenden Zeilen erzählen eine Erfolgsgeschichte. Und wenn Sie, liebe Leser, an der letzten Zeile angekommen sind, ist diese Geschichte noch nicht zu Ende. Es ist die Geschichte von Ribene Ngwanguata, einem 17-jährigen jungen Mann, der als Bürgerkriegsflüchtling nach Deutschland kam, und der seinen Weg geht. Wohin ihn dieser Weg führen wird? „Ich sehe dich eher in Oxford als in der Nationalmannschaft“, sagt Horst Melzer und lacht. Ribene Ngwanguata lächelt verlegen.
Horst Melzer, Schwimmtrainer und Olympiateilnehmer, hält große Stücke auf seinen Schützling. Seit jenem Tag vor eineinhalb Jahren, als Ribene wie bestellt pünktlich um 9 Uhr morgens im Foyer des Tanz- und Sportinternats stand, um sich vorzustellen; in aller Herrgottsfrühe hatte der Teenager sich daheim am Niederrhein auf den Weg gemacht. „Der Junge sucht seine Chance“, dachte sich Melzer. Ribene sollte sie bekommen.
Das Schicksal in die Hand nehmen
Dass man sein Schicksal selbst in die Hand nehmen muss, hatte er als Kind gelernt. Ribene war sieben Jahre, als seine Eltern mit ihren beiden Söhnen vor dem Bürgerkrieg aus Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, flüchteten. Es verschlägt die Familie nach Deutschland, nach Xanten am Niederrhein. Ribene lebt sich ein, spielt leidenschaftlich gerne Fußball wie so viele Jungs in seinem Alter.
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Beim TuS Xanten fällt er Talentsuchern von Rot-Weiss Essen auf. Ribene ist zielstrebig und er ist schnell, lobt Andreas Winkler, Jugendkoordinator bei RWE. Der Traditionsverein holt den 14-Jährigen nach Essen. Vielmehr als ein Schokoticket kann ihm RWE nicht bieten. Drei Mal pro Woche fährt er mit dem Zug zum Training: Xanten-Moers-Essen-HBF und wieder zurück. Vor 22.30 Uhr ist er nicht zu Hause. Auf dem Fußballplatz läuft es rund, dafür sinken die Leistungen in der Schule, der Realschulabschluss steht auf der Kippe, die Doppelbelastung ist zu viel für den Heranwachsenden.
Als ihm eines Abends am Hauptbahnhof ein Unbekannter ein Messer unter die Nase hält und sein Handy verlangt, steht für Andreas Winkler fest: So kann es nicht weitergehen. Winkler klopft bei Horst Melzer im Sportinternat an, ob er nicht ein Zimmer frei hätte?
Ribene genießt die „olympische Atmosphäre“
Im Leistungszentrum an der Rosastraße sind Nachwuchsschwimmer und -Tänzer untergebracht. Wer hier unterkommen will, muss nachgewiesen haben, dass er auf dem Weg zum Spitzensportler ist. Warum nicht auch ein Fußballer, fragt sich Melzer, dem ein Leistungszentrum für junge Kicker im Essener Norden vorschwebt. Melzer gewinnt einen langjährigen Gönner von RWE als Sponsor, der die monatliche Miete von 450 Euro übernimmt. Ribene lebt sich schnell ein, genießt die „olympische Atmosphäre“ im Internat. „Für mich ist das perfekt, bei den Hausaufgaben bekomme ich Hilfe und beim Training kann ich richtig Gas geben.“
Die Qualifikation fürs Gymnasium hat Ribene geschafft mit einem Notendurchschnitt von 2,0. Bei RWE bekommt er in der U 19 regelmäßig seine Einsätze. Sport und Bildung spielen Doppelpass - das ist das Konzept. „Wir wollen keine Beispiele a la Julian Draxler.“ Dessen Trainer Felix Magath hatte dem damals 17-Jährigen empfohlen, die Schule sausen zu lassen, er verdiene bald genug Geld als Profifußballer. Melzer kann darüber nur den Kopf schütteln. „Wie kann man einem Jugendlichen nur solche Flausen in den Kopf setzen?“ Soziale Absicherung durch Bildung sei unverzichtbar, denn nur ganz wenige schaffen es bis nach ganz oben.
Also doch lieber nach Oxford? Ribene lacht. Hätte er die Wahl, würde er sich für die Nationalmannschaft entscheiden. - „Für die deutsche, denn hier bin ich Zuhause.“