Essen. . Das Thema von Clement Matweta ist Aids: Der Essener, der vor 17 Jahren als Flüchtling aus dem Kongo kam, ist für die Aidsberatung der Caritas in der afrikanischen Szene unterwegs. Mit Erfolg: Weil ihm die Menschen vertrauen, gelingt es ihm, Afrikaner in Essen für das Tabu-Thema zu sensibilisieren.
Clement Matweta ist jede Woche 15 Stunden auf Tour, verteilt Broschüren in Afro-Kneipen, bei Vereinen oder in Frauengruppen, in Kirchengemeinden und Friseursalons. Sein Thema ist immer Aids – Geschichte, Übertragungswege, Schutzmöglichkeiten. Denn der 51-Jährige gehört als Honorarkraft zur Caritas Aidsberatung. Seine Zielgruppe sind die Menschen aus südafrikanischen Ländern, von denen etwa 4000 in Essen leben.
Alle erreichen sie nicht, das wissen sie. Aber ohne ihn würden sie in der südafrikanischen Szene keinen Fuß in die Tür bekommen, sagt Ingrid Hafner, Leiterin der Beratungsstelle, die ihre Prävention für alle Bevölkerungsgruppen anbieten wollen. Bei den Menschen aus Afrika war schnell klar: „Wir brauchen einen Afrikaner.“ Zu groß sind die Sprachbarrieren und kulturellen Unterschiede.
Gebleiben ist Clement Matweta
Vor zwölf Jahren startete das Afrika-Projekt mit „üppiger Landfinanzierung und sechs Mitarbeitern“. Geblieben ist Clement Matweta. Africa Rainbow nennt sich das Projekt heute, das derzeit bis Ende 2013 gesichert ist. Für das hat Matweta einen Wunsch: „Eine afrikanische Kollegin würde enorm helfen, einfacher Zugang zu Frauen zu finden“. Er selbst ist in die „Sozialarbeit gerutscht“.
Vor 17 Jahren kam Clement Matweta als Flüchtling aus der Demokratischen Republik Kongo nach Essen, als Ingenieur der Elektronik. Lange Zeit war er als Flüchtling geduldet: „Seit zwei Monaten ist meine Aufenthaltsgenehmigung entfristet“, sagt der 51-Jährige. „Ich bin Essener.“ Genauer: Huttroper, wo der Vater zweier Söhne mit seiner Frau lebt. Damals, im Asylheim, lernte er einen Sozialarbeiter kennen. „Ich assistierte zunächst beim Übersetzen.“ Die Sprache half ihm.
Matweta setzte sich dann in der Sozial- und Flüchtlingsarbeit ein, weil er viele Familien und deren Nöte kennen lernte. Heute arbeitet er auch mit Schulen und dem Jugendamt im Bereich der flexiblen Hilfe für Familien und hat ein Büro gegründet: den Sozialdienst für afrikanische Migranten. Bei ihnen hat er sich durch seine Erfahrung, die Informationen und Beratung, die er geben kann, Respekt verschafft. „Ich bin bekannt in der afrikanischen Szene.“
Die Menschen vertrauen ihm, weil er auch hilft, wenn es um Schulprobleme geht. Durch das Vertrauen und seine Autorität, gelingt es ihm, Aids zu thematisieren. „In afrikanischen Kulturgedanken ist das ein Tabu“, sagt er. Es bedeutet schlechte Moral und Strafe Gottes. Manche sehen ihn daher als Verräter. Andere fragen, warum er gerade sie anspricht. Manchen reicht er ein Kondom. Grundwissen hätten die meisten. Über die Möglichkeiten neuer Medikamente sind aber viele erstaunt. Das Thema Aids bleibt ein sensibles: „Wir müssen weiterhin dagegen kämpfen“, sagt Clement Matweta. Er ist überzeugt: „Meine Botschaft kommt an.“
Gedenkandacht zum Welt-Aidstag
Am 1. Dezember ist Welt-Aidstag, der unter dem Motto „positiv miteinander leben“ steht.
Für Essen nennt das Gesundheitsamt Zahlen des Robert-Koch-Instituts: 2012 verzeichnet es bislang 39 Neu-Infektionen. Während die Zahlen in Düsseldorf und Dortmund sinken, liegen sie in Essen damit in etwa dem Vorjahr mit 40.
Einen Gedenkabend, mit dem an die Menschen erinnert werden soll, die an Folgen von Aids/HIV gestorben sind, aber auch, um an die zu denken, die erkrankt sind, wird es in Essen bereits am Freitag, 30. November geben. Er beginnt um 18 Uhr am Mahnmal „Namen und Steine“ am Burgplatz.
Von dort führt dann ein Fackelzug in die Marktkirche, wo sich um 18.45 Uhr eine ökumenischen Andacht anschließt. Zeit für Gespräche bleibt danach bei einem Imbiss. Die Organisatoren sind die Caritas Aidsberatung, die Missio Diözesanstelle, die Ev. Beratungsstelle für Schwangerschaft, Familie und Sexualität, das Netzwerk Kirchliche Aids-Seelsorge und die Aids-Hilfe Essen ein.