Essen. Handschellen statt Handschuhe und Strapse statt Socken: Auf dem „lustvollen Weihnachtsmarkt“, mit der sich die neue City-Messehalle in der Essener Nordstadt der Öffentlichkeit präsentiert, gibt es von Freitag an erotische Weihnachtsgeschenke. So wird aus dem Fest der Liebe das Fest der Triebe.
Das Fest der Liebe kann man auch aus einem ganz anderen Winkel betrachten: Auf dem „lustvollen Weihnachtsmarkt“, mit der sich die neue City-Messehalle in der Nordstadt der Öffentlichkeit präsentieren will, gibt es von Freitag an Bondage-Spielzeug statt Holzeisenbahn, Handschellen statt Handschuhe, Strapse statt Wollsocken.
Es ist nicht unbedingt der naheliegendste Gedanke, Weihnachten zum Fest der Triebe zu erklären, schließlich soll doch die Geburt Jesus’ durch eine unbefleckte Empfängnis zustande gekommen sein – lustvoll geht anders. Aber: „Das ist eine sehr strikte Hardcore-Interpretation der Bibel, in der christlichen Gemeinde ist Erotik durchaus akzeptiert“, ist Dirk Bussler, Leiter der City-Messehalle, überzeugt. Wir legen die Überlegung beiseite, ob der Begriff „Hardcore“ in diesem Zusammenhang glücklich gewählt ist, und lassen uns auf den Hinweis auf die Ausstellung „Nacht unter Hennasträuchern. – Liebeserleben und Gottesbegegnung“ überzeugen, die im Herbst in der Marktkirche zu sehen war. „Die dort gezeigten Werke beweisen, dass Erotik seinen festen Platz im christlichen Glauben hat“, so Bussler.
Auch Kunst hat ihren Platz
So ist es kaum verwunderlich, dass neben allerlei Erotikartikeln, die durchaus hier und da einen weihnachtlichen Anstrich haben, auch Kunst ihren Platz in der Ausstellung hat. Zum Beispiel sind Stücke aus dem Zürcher Museum „Porn in Art“ ebenso zu finden wie Werke aus der „Galerie Lustart“ in Köln.
Nicht zuletzt mit dieser Verbindung zur Kunst will Bussler sich auch klar von jedweden Erotikmessen abgrenzen: „Das, was unter dieser Bezeichnung so durch die Lande tourt, hat stets einen billigen Touch“, meint er. „Wir haben ausgewählte Händler und inhaltlich eine ganz andere, deutlich anspruchsvollere Ausrichtung. Bei uns gibt es keine Ramschware und keine billigen Sexshows“, verspricht Bussler.
Erotische Lesungen mit Gabi Dauenhauer
Dafür gibt es ein durchaus vorzeigbares Rahmenprogramm: So kann Gabi Dauenhauer eigentlich nicht weit sein, wenn es um die Kombination von Erotik und Kultur geht. Darum ist die Chefin des Theaters Courage auch tatsächlich am Donnerstag, 20. November, in der City Messehalle zu Gast, um zusammen mit Peter-Maria Anselstetter gleich zwei Lesungen unter dem Motto „Erotik für Fortgeschrittene“ zu geben: um 19.30 Uhr und um 21 Uhr. „Wir fanden die Idee für den lustvollen Weihnachtsmarkt sehr gut“, sagt Gabi Dauenhauer, nicht ohne gleich ihre Goethe-Festigkeit unter Beweis zu stellen: „Liebe und Lust sind die Fittiche zu großen Taten.“
Dauenhauer sieht einen großen Zusammenhang zwischen Liebe, die ja zu Weihnachten gefeiert wird und der Lust: „In der modernen Hirnforschung hat man erkannt, dass Liebe und Lust ganz nahe beieinander liegen. Daher stimmt es auch nicht, dass aus einer Beziehung, die nur auf Sex basiert, keine Liebe erwachsen kann.“
Während die Lesungen Eintritt kosten – 6,90 Euro für eine, 9,90 Euro für beide Lesungen ist an den übrigen Tagen der Eintritt zur Messe frei.