Essen-Rüttenscheid. Immer mehr Einbahnstraßen werden in Gegenrichtung geöffnet. Fahrradinitiativen diskutieren sogar, ein Teilstück der Rü zur Fahrradstraße umzuwidmen.
Während viele Menschen in diesen Tagen eher über Winterreifen fürs Auto nachdenken, lässt die Optimierung des Radwegenetzes den grünen Bürgermeister Rolf Fliß selbst Ende November nicht los: Gestern diskutierte der Bau- und Verkehrsausschuss über die Öffnung weiterer Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung. Im Essener Süden sind bereits viele Einbahnstraßen mit den kleinen Radschildern versehen, zuletzt wurde die freie Bahn in der Virchowstraße geebnet. Im Bezirk II, zu dem auch Rüttenscheid und das Südviertel gehören, sind 52 von 100 Einbahnstraßen geöffnet.
Autofahrer mit Gastrecht
„Mit solchen kleinen Maßnahmen kann man große Erleichterungen schaffen“, sagt Fliß, der auch darüber hinaus an vielen Stellen Verbesserungsbedarf sieht. Vor allem im Bereich zwischen Rüttenscheider Stern und Martinstraße sei die Verkehrssituation für Radfahrer und Fußgänger schwierig. „Aktuell diskutieren wir innerhalb der Essener Fahrradinitiative und im Kreisverband des Allgemeinen Deutscher Fahrrad-Clubs, diesen Bereich zur Fahrradstraße umzuwidmen“, sagt Fliß. Das würde bedeuten, dass Autofahrer bei einer Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h zwar Gastrecht auf diesem Teil der Rüttenscheider Straße hätten, Radfahrer aber bevorzugt würden - etwa zu zweit nebeneinander herfahren könnten. Alternativ sei denkbar, das Teilstück zur Einbahnstraße zu erklären, um so mehr Platz zu schaffen. „Wir diskutieren in den Gremien über beide Vorschläge intensiv. Klar ist, dass die Situation, wie sie jetzt ist, für alle Verkehrsteilnehmer unbefriedigend ist“, sagt Fliß.
Während eine Umwidmung - noch - Zukunftsmusik ist, könnte die Erschließung des Radwegs zwischen Bergerhausen und dem alten Güterbahnhof Rüttenscheid schon im kommenden Jahr spruchreif werden. „Der Umweltausschuss hat die Maßnahme auf seiner Prioritätenliste nach oben gesetzt“, weiß Fliß. Auf 1300 Metern Länge könnten Radler dann bequem von Rüttenscheid ins Walpurgistal kommen. „Teuerster Posten wäre die Sanierung der Brücke über die Wittenbergstraße“, sagt Fliß. Das letzte Wort hat aber der Regionalverband Ruhr, in dessen Verantwortlichkeit der Bau fällt. Für die Unterhaltung wäre anschließend Grün&Gruga zuständig. „Nun muss geprüft werden, welche Förderung möglich ist. Ich bin aber ganz optimistisch“, sagt der passionierte Radfahrer Fliß. Sein ambitioniertes Ziel ist, den Anteil des Radverkehrs in Essen mindestens in den zweistelligen Bereich zu bringen. Aktuell liegt die Zahl bei fünf Prozent. Auch, wenn der Vergleich hinkt, ist er imposant: In Münster fahren 40 Prozent der Verkehrsteilnehmer Fahrrad.