Wird die Rüttenscheider Straße in Essen bald zur Einbahnstraße?
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Essen.
Weil die Polizei von erhöhten Unfallzahlen spricht, sieht die Stadt Handlungsbedarf. Wird die „Rü“ bald zur Einbahnstraße? Die Interessengemeinschaft Rüttenscheid warnt vor schwerwiegenden Folgen für Geschäfte, Gastronomien und das gesamte Viertel.
Wo viele Menschen sind, da passiert auch einiges. So ist es auch auf der Rüttenscheider Straße, zweifellos eine der vitalsten Einkaufsstraßen und Flaniermeilen der Stadt. Weil die Polizei hier in den letzten Jahren zwar keine arg bedrohliche, in ihren Augen aber doch relevante Häufung von Unfällen feststellte, prüft die Stadt derzeit eine Reihe möglicher Eingriffe. „Dazu gehört auch, eine Einbahnstraßenregelung einzuführen“, sagt Waldo Dahl, Leiter der Verkehrsbehörde im Rathaus.
Vor Entscheidung alle einbinden
Wohlgemerkt: Überlegungen sind noch keine Pläne. „Uns ist bewusst, dass eine so weitreichende Änderung Folgen für das gesamte Viertel, die Nebenstraßen und auch für Kaufleute und Gastronomen hätte“, betont Dahl. Bevor man etwas entscheide, werde man alle einbinden - von der Rats- und Stadtteilpolitik bis zur Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR), die sich als Sprachrohr der Geschäftsleute, aber auch vieler Rüttenscheider Bürger etabliert hat.
Dahl zufolge gibt es nicht einen ganz bestimmten Unfallschwerpunkt, vielmehr sei die gesamte Strecke unfallträchtig wegen des engen Nebeneinanders von Autos, Fahrrädern und Fußgängern: „Daraus entsteht ein gewisses Konfliktpotenzial“. Prekär sei der kombinierte Rad-Gehweg, „wir überlegen das zu entzerren, indem die Radfahrer die Straße benutzen, wo sie auch besser gesehen werden“.
Fußgänger wiederum legten auf einer Einkaufsstraße beim Überqueren weniger Vorsicht an den Tag. Am besonders stark frequentierten Samstag Mittag bieten deshalb Lotsen an einem Übergang ihre Hilfe an. Möglicherweise, so Dahl, reiche es schon, weitere solcher Übergänge zu schaffen. Vielleicht müsse aber eben mehr passieren. Auch an eine Tempo-Reduzierung auf unter 30 km/h könne man denken.
IGR fürchtet erhöhte Unfallgefahr
An schwere Unfällen kann sich allerdings niemand erinnern, und genaue Unfallzahlen, aus denen ein Trend ablesbar wäre, hat die Stadt auch nicht zur Hand. Sie verlässt sich vielmehr auf die Angaben der Polizei. In der Verkehrsunfallkommission arbeiten die Behörden zusammen, hier war die „Rü“ bereits Thema.
8. Rü-Cup
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Klar gegen eine Einbahnstraßenregelung spricht sich die IGR aus. „Verkehrsplaner sind einhellig der Meinung, dass Einbahnstraßen die Fahrgeschwindigkeit erhöhen und damit die Sicherheit nicht verbessern, sondern eher vermindern“, sagt IGR-Sprecher Rolf Krane. Das sei vor allem deshalb zu befürchten, da ein Rückbau auf Einspurigkeit ausgeschlossen sei. „Jeder stehende Lieferwagen hätte ja dann eine Vollsperrung zur Folge.“ Da Fahrräder von einer Einbahnregelung mutmaßlich ausgenommen würden, müssten querende Fußgänger dennoch weiter in beide Richtungen Acht geben.
Ziel der Unfallminimierung
Vor allem aber würde nach Ansicht der IGR ein solcher Eingriff den Geschäften und Gastronomien und damit dem Flair des Viertels schwer schaden. „Rund die Hälfte des Kundenverkehrs würde von der Rü und ihren Läden zunächst weggeleitet und zwar vor allem auf die Alfredstraße, also gleich auf den Weg in die Innenstadt und die Einkaufszentren“, so Krane. Nicht jeder sei bereit, lange und komplizierte Umwege zu fahren - laut Krane die unvermeidliche Folge einer Einbahnstraßenregelung mit all ihren Konsequenzen auch in den Nebenstraßen. Die Probleme der Gemarkenstraße sollten mahnen.
Dem Ziel der Unfallminimierung diene es mehr, etwa die Vorfahrtregeln entlang der „Rü“ zu vereinheitlichen. Krane: „Das irritiert die Autofahrer und führt zu Gefahren.“
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