Essen. . Oberbürgermeister Reinhard Paß und seine Verwaltung haben zum Personaleinsparkonzert eingeladen, das am 28. November im Essener Ratssaal spielt. 183 Verwaltungsstellen sollen abgebaut werden – für die Folkwang Musikschule sind es insgesamt 13,6 Stellen.

Fulminante Konzerte in seiner Aula liebt Christian de Witt. Er lebt für die Musik, so wie viele seiner rund 200 Mitarbeiter an der städtischen Folkwang Musikschule (FMS). Denn dort ist er Institutsleiter. Auf 93 Stellen verteilt sich sein Kollegium. Viele Lehrer ar­beiten in Teilzeit, aber nicht mehr lange.

Denn Oberbürgermeister Reinhard Paß und seine Verwaltung haben zum Konzert eingeladen, das am 28. November im Essener Ratssaal spielt. Es soll ein fulminantes Personaleinsparkonzert werden, das 183 Verwaltungsstellen abbauen will, vier davon an der FMS. So sieht’s das Aufgabenkritikverfahren vor. Schon im ersten Schritt wurden de Witt 9,6 Stellen weggekürzt. Und das, obwohl die Musikschule einen Ansturm von Schülern jeden Alters erlebt, die in der Weststadthalle an der Thea-Leymann-Straße 23 und in den Dependancen Rathaus Heisingen, Alter Bahnhof Werden, Schloss Borbeck ein Instrument erlernen wollen.

4100 Musikschüler

5500 Musikschüler zählte de Witt noch vor zwölf Jahren; heute sind es 4100. „Der Rückgang war gewollt, weil wir konsolidieren mussten“. 93 Prozent der Schüler sind im Kinder- und Jugendalter, der Rest Erwachsene. Im Rahmen des vom Land NRW finanzierten Projekts „Jedem Kind ein Instrument“ (Jeki) kommen 3800 Grundschüler hinzu und in den Genuss der qualitativ hochwertigen Ausbildung an der FMS.

Sparen an der Musikschule könne nicht bedeuten, dass künftig einfach mehr Schüler zusammen unterrichtet werden. Da sind sich de Witt und Kulturdezernent Andreas Bomheuer einig: „Ich kann Geigenun­terricht für jemanden, der gerade mit dem Spielen anfängt, nicht in Gruppenarbeit anbieten, das funktioniert einfach nicht.“ Sonst, so de Witt, würde die Qualität massiv leiden. Und alleine aus pädagogischen Gründen sei ein solches Konzept nicht empfehlenswert.

"Wenn wir noch mehr sparen müssen, geht vieles kaputt"

Es sei viel mehr das Ziel, in der Quantität zu schmelzen, nicht aber in der Qualität, betont Bomheuer. Die FMS kann folglich in Zukunft nicht mehr so viele Schüler unterrichten. „Trotzdem werden wir nach wie vor eine der größten Musikschulen in NRW bleiben“, betont de Witt und schiebt hinterher: „Aber wenn wir noch mehr sparen müssen, können wir die gewohnte Qualität nicht aufrecht halten. Dann geht vieles kaputt.“

Dass private Musikschulen leisten könnten, was die FMS leistet, „geht gar nicht“, meint Bomheuer. Rabatte für Geschwisterkinder und sozial Benachteiligte, Ensemblear­beit, in der neben der reinen Lehre auch Konzipieren erlernt werde, seien von privaten Anbietern nicht zu erwarten. „Wir wollen nicht, dass eine hoch qualitative musikalische Ausbildung in Essen zu einer Frage des Geldes wird“, betont Dezernent Bomheuer mit Nachdruck.

An den Gewinnen sparen

Ein Problem, das sich für die FMS jedoch stellt, sind Mindereinnahmen. Für jede einzusparende Stelle im Instrumentalunterricht fehlen bald 23.000 Euro auf der Einnahmenseite – Geld, welches der Stadtkämmerer dennoch haben will. „ Diejenigen, die bisher Einnahmen erwirtschaftet haben, zu bestrafen, empfinden wir als ungerecht“, betont Christian de Witt. Dezernent Bomheuer pflichtet ihm bei: „Er­löse, die wir nicht ma­chen, dennoch an den Kämmerer zahlen zu müssen – das wäre ungerecht.“ Es sei auch wichtig, das alte Gebührenmodell zu überdenken, dazu mache sich das Dezernat derzeit Gedanken.

Alumni-Netzwerk „Folkwang verbindet“

Zusammen mit ihrem Förderverein ruft die Folkwang Musikschule (FMS) ein Alumni-Netzwerk ins Leben. Es soll sowohl ehemalige Schüler und Kollegen, als auch Persönlichkeiten, die die Musikschulidee öffentlich unterstützen, ansprechen. Die Mitgliedschaft im Netzwerk ist kostenlos.

Es ist der FMS und dem Förderverein angegliedert und kein eigener Verein. Wer Mitglied wird, erhält die jeweilige Ausgabe der Musikschulzeitung „F0XX“. Anmeldungen sind über ein Formular unter www.fms.essen.de möglich. Weitere Infos bei Christian de Witt unter: 0201 - 88 44 000.